Fallstricke der Seelenlehre

Von Gerd Röcke

Potenzielle Fallstricke der Seelenlehre

Ein Brainstorming, gedacht als Anregung zum Austausch im Forum

Vorbemerkung

Ich bin eigentlich denkbar ungeeignet für diesen Artikel, weil ich im Vergleich zu vielen anderen wenig Austauscherfahrungen mit der Seelenlehre gesammelt habe. Mir ist es jedoch wichtig, diesen Startimpuls zu setzen, der dann gerne aufgegriffen und erweitert werden darf… (Forum!)

Warum sollen Menschen, die sich frisch in die Seelenlehre einarbeiten, nicht von den Erfahrungswerten profitieren können, die Menschen gesammelt haben, die sich seit vielen Jahren mit der Seelenlehre auseinandersetzen?

In diesem Beitrag geht es um potenzielle Fallstricke, die das Potenzial der Seelenlehre zur Steigerung der Erkenntnis- und Liebesfähigkeit bzw. allgemein die Entfaltung des seelischen Potenzials beschränken könnten.

Gleichzeitig ist die Perspektive im Geiste der Seelenlehre - aus Fehlern lernen... - berechtigt, dass Fallstricke auch ihren Wert im Sinne seelischer Erfahrung und Erkenntnis haben.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich selber natürlich keineswegs vor diesen Fallstricken gefeit bin. Im Gegenteil, sie zu formulieren, hilft mir, und vielleicht auch dem einen oder anderen.

1. Den Leitspruch der Akademie vergessen: Die Wahrheit ist viel größer als die Systematik der Seelenlehre

Die Quelle sagt: Diese Systematik gibt uns Anhaltspunkte. So viel; und mehr nicht. Es sind nur Anhaltspunkte. Anhaltspunkte für unseren Verstand, um sich etwas anzunähern, was jenseits von Worten ist, eher energetisch. Es ist eine Einladung, mit dem Verstand, mit unserem Geist und dem Geist, der größer ist als wir, uns in Richtung einer geistigen Schau zu bewegen, die jenseits unseres Verstandes ist. Es hilft, die kosmische Genialität einer hyperkomplexen, alles mit allem verwobenen Ganzheit zu erschnuppern.

2. Mittels des Seelenalters das Ego füttern

Die Versuchung, das Bild eines sukzessiven Reifungsprozesses der Seele über Inkarnationen hinweg mit der egomäßigen Vorstellung von „höher, weiter, besser“ zu verwechseln, ist nicht zu leugnen: Sich überlegen fühlen mit dem Wissen, dass meine Seele bereits Erfahrungs- und Erkenntnisschritte hinter sich hat, die mein Gegenüber noch vor sich hat.

3. Die Seelenrollen aufgrund historischer Bedeutungen begrenzen

Mit Kriegern assoziiert man schnell Krieg. Mit Priestern Vertreter einer Kirche. Mit Königen Könige, mit Heilern Heiler… Das verleitet aus meiner Sicht zu Bedeutungs-Verengungen von einer weiten, wenn auch spezifischen Energiestruktur. Insofern finde ich die zugeordneten Verben – unterstützen, gestalten, kämpfen, lehren/lernen, mitteilen, trösten und führen – neutraler und treffender.

4. Aufgrund der Beschreibung sinnvoller, seelischer Entwicklung mittels karmischer, schmerzhafter und angstinduzierter Erfahrungen den globalen Status Quo zementieren.

Ich persönlich glaube, dass die aktuelle Zeitenwende in eine Zukunft führt, die sich kollektiv drastisch von der Historie der letzten Jahrtausende unterscheiden kann, darf und meines Erachtens auch wird. Menschliches, seelisches Reifen und Lernen muss nicht dauerhaft so schwierig und schmerzvoll sein, wie wir es gewohnt sind. In meiner Vorstellung stehen wir global vor tiefgreifenden Veränderungen, globaler Frieden, lebensfreundliche Technik, freie Energie, globale Kooperation unter den Menschen, mit außerirdischen Zivilisationen und mit der Erde winken am Horizont. In einem solchen Realitätsrahmen funktioniert seelische Entwicklung sicherlich ebenso gut.

5. Vergessen, dass Channeln immer ein subjektiver Übersetzungsakt ist

Die Quelle berichtet bezüglich der Arbeit mit Varda Hasselmann, wie sorgsam und langwierig das Finden eines geeigneten Mediums für ihren Kommunikationsbedarf war. Wir glauben dem gerne, denn die gechannelten Worte der Quelle mittels Vardas Fähigkeiten und Franks Forschergeist berühren uns immer wieder tief. Dennoch bleibt Channeln ein subjektiver Übersetzungsakt.

6. Vergessen, dass Channelings auch „Fehler“ beinhalten können und Wahrheit nur im Inneren gefunden werden kann

Auch Varda hat vereinzelt fehlerhaft gechannelt und sie hat die Größe, das zuzugeben. Letztendliche Gewissheit kann jeder Mensch nur in seinem Inneren finden. So einfach ist das. Und so wichtig! Der Aufruf der Quelle, das Übermittelte selber zu überprüfen, sagt genau das aus. In besonderem Maße betrifft das die eigene Seelenmatrix.

7. Mittels Matrixelementen die immer neue, aktuelle Erfahrungsrealität begrenzen.

Wenn mich etwas antriggert, ich einen inneren Konflikt habe, mich mit Angst auseinandersetze bzw. ganz allgemein Erfahrungen mache, macht es einen Unterschied, wie ich mich damit auseinandersetze und mitteile: Belasse ich es mit der Benennung meiner Grundangst, meines Modus etc. oder teile ich mich wirklich mit, was gerade ist, was der Auslöser war und wie es sich anfühlt? Beschränke ich meine innere Wahrnehmung durch Denkschemata?

8. Subjektiv bezogene Aussagen der Quelle objektivieren

Subjektiv sind die Antworten der Quelle in Bezug auf denjenigen, der eine persönliche Frage stellt. Davon ausgehend, dass eine Antwort der Quelle so formuliert ist, dass sie dem konkreten Fragesteller hilfreich ist, so bleibt offen, wie die Antwort ausfallen würde, wenn dieselbe Frage von jemand anderem gestellt worden wäre.

9. Die Komplexität der Seelenlehre nicht anerkennen und erforschen

Dies ist eigentlich kein Fallstrick. Es ist, wie es ist, und jedem Menschen das seine. Wir Menschen suchen gerne nach einfachen Wahrheiten. Die gibt es auch. Die seelischen Welten jedoch zeichnen sich auch von einer immensen Komplexität aus. Es mag beispielsweise verlockend sein, sich mit dem Wissen um die Seelenrolle – ähnlich wie beim Sternzeichen der Astrologie – mehr oder weniger zu begnügen. In dem dauerhaften Versenken in die Tiefen der Seelenlehre und ihrem Einbezug in das alltägliche Leben entfaltet sich jedoch ihr eigentliches Potenzial.

10. Die dualitätsfreie Ebene der Seele mit der dualistischen Ebene der Psyche verwechseln

In anderen Worten: So wie die Seele denken zu wollen und daraus „falsche“ Schlüsse zu ziehen. Die Seele "denkt" amoralisch. Wir als inkarnierte Menschen nicht, und das ist auch gut so. Dies ist eine feine Dichotomie, die klar zu bekommen meines Erachtens wichtig und schwierig ist: Dass beispielsweise ca. eine Milliarde Menschen auf der Erde hungern ist etwas, was uns als inkarnierte Menschen gerne dazu aufrufen mag, diese Situation ändern zu wollen. Es macht Sinn, in Kategorien von Gut und Böse zu denken; trotz des Wissens, dass die Seele in allem einen Sinn sieht und jenseits von Gut und Böse ist.

11. Denktabus rund um die Seelenlehre aufbauen

Das ist ganz allgemein gemeint: Es gibt keinen noch so ketzerischen Gedanken, keinen noch so tiefgründigen Zweifel, der nicht gedacht und geäußert werden darf.

12. Meinen, die Seelenlehre wäre für alle gut zu wissen

Hierzu äußert sich die Quelle ja eindeutig: Es ist ein Angebot für eine bestimmte Zeitepoche für eine bestimmte Zielgruppe. Das mag helfen, von etwaigen Missionierungstendenzen Abstand zu nehmen. Missionieren leugnet die individuelle Komplexität seelischen Reifens, wie sie die Quelle beschreibt.

13. Sich selbst eine eigene, jedoch falsche Matrix zuschreiben

Auch eine Versuchung, zu der die Seelenlehre taugt: Sich selbst eine Matrix zuschreiben, die einem "gefällt", ohne sie in der Spiegelung mit anderen zu überprüfen oder eine professionelle Matrixermittlung anzustreben. Hier eröffnet sich ein weites Feld der Verblendung.
Erfahrungsgemäß ist es äußerst schwer, sich selber eine korrekte Matrix zu ermitteln.

14. Psychische, angstinduzierte Muster mit Matrixelementen begründen

Das geht auch wunderbar: Ich schreibe ein Verhaltensmuster / Glaubensmuster, das auf Ängsten beruht, vollständig einem Matrixelement zu. Ein Beispiel von vielen Spielmöglichkeiten: Ich bin ein ängstlich gehemmter Mensch, und mit der "Matrix-Diagnose" Zurückhaltung kann ich es ja dann auch dabei belassen. Jetzt habe ich ja meine Begründung. Dabei bieten die Bücher hierzu ja gerade viel Lernstoff!

Dieses Thema liegt ganz im Trend, werden doch heutzutage zu diversen psychischen Phänomenen schnell Diagnosebegriffe gefunden, ein Titel, der eine Krankheit benennt, an der man ja dann nichts ändern kann...