Gedanken zur Amoralität der Seele
Im Interview auf dieser Webseite (Akademie-Leben-Interviews-Exklusivinterview mit Frank Schmolke) antwortet Frank Schmolke auf Frage 4 „Wie würdest du einen gewinnbringenden Umgang mit dem Wissen beschreiben, daß einerseits die Seele amoralisch und vor allem an Entwicklung interessiert ist, andererseits wir als inkarnierte Menschen ohne Gut und Böse nicht auskommen?“
Aus der Antwort (eine Sprachnachricht, die ½ Stunde dauert und die ich sehr empfehlen will; hier kann ich natürlich nur einen kleinen Teil wiedergeben) gehen folgende Aussagen hervor, die ich inhaltlich hoffentlich richtig wiedergebe:
Viele Weltanschauungen bzw. Religionen haben ein negatives Menschenbild verbreitet, Stichwort „Sünde“, „Strafe“, auch „Karma“. In der Seelenlehre wird das nicht so gesehen, und das ist etwas absolut Neues.
Jede Weltanschauung muß eine Antwort haben auf das Leid, denn die Menschen leiden und fragen „Warum?“. Die bisherigen Antworten lauteten im Prinzip, der Mensch habe etwas falsch gemacht; es würde etwas nicht stimmen mit seinem Hiersein in der Welt, und das sei der Grund für seine Leiden. Die Seelenlehre hingegen sagt nicht, der Mensch sei selbst schuld oder mache etwas falsch. Das Leid ist keine Strafe.
Aus Sicht der Seele ist es egal, warum etwas passiert. Es ist eher die Frage: Wozu? In welcher Weise ist das, was passiert, meiner Entwicklung dienlich?
70 % unserer Entscheidungen sind seelisch gesteuert. Die 30 % freie Entscheidung werden von kaum jemandem ganz ausgenutzt. Die Freiheit des Menschen besteht nicht darin, zu bestimmen, was ihm zustößt, sondern was ihm zustößt muß verarbeitet werden, das ist der entscheidende Punkt.
Die Seelenlehre vermittelt Vertrauen in die Welt und die Sinnhaftigkeit der Existenz.
Man muß aber auch bedenken: es gibt keine falschen Weltanschauungen, sondern jede erfüllt eine Funktion für den Menschen, weil die Anschauung dem jeweiligen seelischen Entwicklungsstand entspricht (Stichwort Seelenalter).
Es geht nicht darum, Moral zu verteufeln oder sie abzulehnen, denn der Mensch ist ein Moral bildendes Wesen.
So weit Aussagen von Frank Schmolke.
Die „Quelle“ sagt zum Thema Moral:
„Wir können euch nicht sagen, was Moral ist... Moral ist wie das Wetter. Beides ändert sich von Minute zu Minute. Wir können euch aber wohl sagen: Moral ist ein Spiel des menschlichen Geistes. Es steht für ein Ausprobieren von Möglichkeiten und Grenzen der gesellschaftlichen Gestaltung. Moral entspricht auf übergreifender Ebene den Bedürfnissen derjenigen Seelen, die als größte gleichaltrige Seelengemeinschaft in einem Land oder in einer Epoche die gesellschaftliche Ordnung gestalten...“ (1)
Um diesen letzten Satz zu erläutern (für Leser, die die Seelenlehre noch nicht so gut kennen), eine Gegenüberstellung, die mir spontan einfällt: Man stelle sich ein Naturvolk vor, das überwiegend aus Kind-Seelen besteht. Die Menschen laufen nackt im Wald herum und jagen mit Speeren die Tiere, deren Fleisch sie essen. Manchmal, wenn es einen Anlaß oder Grund gibt, werfen sie die Speere auch auf einen Nachbarclan, mit dem sie konkurrieren. Sie glauben an Waldgeister und führen Rituale durch. All das findet nicht so wirr statt, wie es hier klingt, sondern folgt ungeschriebenen Gesetzen dieses Volkes. - Dann stelle man sich einen Staat vor, in dem ein großer Anteil Reifer Seelen lebt, aber auch nicht wenige Junge Seelen und ein kleiner Teil Alte Seelen. Auch sie töten Tiere, um Fleisch zu essen, aber es geschieht in Fabriken und nur wenige Menschen arbeiten dort. Die meisten Fleisch-Esser töten nie ein größeres Tier, höchstens mal kleines „Ungeziefer“. Der Staat finanziert und unterstützt Kriege „gegen böse Diktatoren“ in eher fernen Ländern. Die Menschen tragen schöne Kleidung, wohnen in modernen Städten und haben ein ausgefeiltes politisches System mit Gesetzgebung, Ordnungskräften und Gerichtsbarkeit ohne Todesstrafe... Auf den ersten Blick herrscht unterschiedliche „Moral“ in den beiden verschiedenen (fiktiven) Ländern, oder?
Die Amoralität der Seele, der es doch nur um Entwicklung geht, wird von Schmolke als etwas Positives dargestellt, und ich will es auch so sehen. Dennoch habe ich Gedanken und Fragen dazu:
Wenn die Seele amoralisch ist – muß ich sie dann nicht fürchten? „Ich“, das kleine Ich... „Amoralität“ bedeutet nicht „unmoralisch“, sondern „Moral ist kein Kriterium, weil Moral der Seele unbekannt ist“. Unmoralisch kann nur jemand/etwas sein, das das Konzept Moral überhaupt kennt.
Muß ich also die Seele fürchten? Sie ist zwar nicht „böse“, aber auch nicht „gut“. Sie will bestimmte Erlebnisse haben oder machen – auch wenn dies mit Leid verbunden ist.
Ich, das kleine Ich, habe in diesem Leben schon sehr viel gelitten. Wenn meine amoralische Seele das nicht interessiert, macht mir das Sorgen.
Mit dem „kleinen Ich“ meine ich den oder das, was diesen Text schreibt: Mein kleines begrenztes, beschränktes Ich-Bewußtsein, an einen Körper und Gehirn gebunden, allzu leidensfähig, urteilsfähig, moralisch und / oder unmoralisch.
Es heißt, die humanoide Tierart habe sich freiwillig mit dem Seelenvolk 2 zusammengetan, um auf diese Reise zu gehen. Also wurde „ich“ nicht dazu gezwungen!? Ich – das humanoide Säugetier – habe dem zugestimmt!?
Ist es ein Experiment? Ein Tierversuch? „Als Mensch mag man sich fragen: Wozu macht sich das, das wir das göttliche Allganze nennen, eine solche Mühe, einen Inkarnationszyklus zu installieren und mit einer neuartigen Kombination von Seelenart und Tierkörper zu experimentieren?“ und „... Menschsein, einen Körper zu haben, auf der Erde zu sein, das ist keine Strafe (zum Beispiel für einen sündigen Abfall von Gott) und auch keine harte Bewährungsprobe, weil wir noch nicht gut genug sind und uns läutern müssen, sondern ein kosmisches Experiment von hohem Anspruch und absoluter Freiwilligkeit, das zugleich dem Wollen des göttlichen Allganzen entspricht.“ Das Allganze wolle sich energetisch anreichern; und diese Anreicherung sei der „Mehrwert“, der dadurch entstehe, „daß Seelenvölker sich zu einem Inkarnationsweg bereit finden.“ (2)
So weit die „Experiment“-Bestätigung und gleichzeitige Beschwichtigung, alles sei gut.
Die Seele ist amoralisch und kennt keine Angst und keinen Schmerz. Angst kennt sie höchstens in einem „höheren“ Bereich, wo es um Erfüllung von Seelen-Aufgaben geht, und in dem Moment, in dem sie sich entschließt, auf die Inkarnationsreise zu gehen.
Im Zweifelsfall nimmt die Seele keine Rücksicht auf die Befindlichkeit des Körpers, in dem sie wohnt, oder des kleinen Ich, das ebenfalls in dem Körper wohnt und in der materiellen Welt für diesen Körper sorgen muß.
Psyche und Körper sind eng mit mir, dem kleinen Ich, verbunden. Ich kann nicht daraus fliehen, wenn sie in Not sind.
Gehört die Energie der Seele, die Entwicklungs-Energie, zur Energie 4? Also neutral / = amoralisch? (Frage an die Leser gerichtet, ob jemand eine Antwort weiß)
Muß die Theodizee-Frage (= kurz gesagt: warum läßt Gott Böses zu?) neu aufgeworfen werden – diesmal nicht an „Gott“ gerichtet, sondern an die Seele?
Die Alt-3-Seele Eugen Drewermann hat diese Frage in seinem großen Lebenswerk für sich (und seine Leser) beantwortet. Er kam auf der Basis seiner umfangreichen Forschungen zu dem Schluß, vereinfacht gesagt daß Gott nicht zugleich allmächtig UND gnädig sein könne, sondern nur eins von beiden. (3)
Zum Thema „Leid“ gibt es ein interessantes Kapitel in „Welten der Seele“ ab Seite 64, und zum „Bösen“ ab Seite 61.
Als kleines Ich stelle ich mir die Frage, inwiefern ich „Quälereien“ (auch wenn diese keine böse Absicht sind) durch die Seele ausgeliefert bin – obwohl ich es aufgrund der bisherigen Erklärungen besser wissen müßte. Aber ich kann nicht aus meiner Haut und fühle mich irgendwie ausgeliefert. Und ich stelle auch die Frage, ob das gesamte Leid auf der Welt, speziell das unter Menschen, nicht eine ziemliche Grausamkeit darstellt und wie die Seele – hier nicht als Fragment oder Familie gemeint, sondern als Daseinsform – dies rechtfertigen würde. Wenn die Seele amoralisch ist, dann ist die Frage hinfällig. (Aber ich bin ein Mensch, deshalb muß ich denken und fragen). Genauso gut könnte man „die Natur“ fragen, warum sie es so eingerichtet hat, daß ihre Geschöpfe nur leben können, indem sie andere Lebewesen töten und essen. Die Antwort findet sich in der Naturwissenschaft. Kurz gesagt: Leben in physischen Körpern benötigt Energie für seinen Stoffwechsel. Stoffwechsel ist ein wesentliches Merkmal für „Leben“. Sich die nötige Energie zu verschaffen, darin besteht die Hauptbeschäftigung allen Lebens. Deswegen frißt eins das andere, und deswegen gibt es Konkurrenz unter Artgenossen, die sich zwar nicht gegenseitig fressen, dafür aber untereinander um Reviere, Nahrung und Paarungspartner kämpfen. Wobei es auch Tote geben kann. Die Kriege der Menschen sind nichts anderes. Glaubensinhalte, um die angeblich gekämpft wird, sind meist bloß vorgeschoben oder helfen, Rechtfertigungen, Vorwände und opferbereite Soldaten zu finden. Seit es Geld gibt, spielt Geld eine große Rolle bei Kriegen und Kämpfen. Geld ist „getrocknete und gepreßte Freiheit“ (ich bin kein Gegner von Geld, besonders Bargeld), aber auch konzentrierte Energie (sofern das Geld etwas wert ist). Niemand wird bestreiten, daß man sich mit Geld ein schönes Leben machen kann. Kein Geld zu haben, ist in Gesellschaften, in denen mit Geld gehandelt wird, lebensbedrohlich.
Also: Leben = Kampf um Energie = bei Menschen oft Kampf um Geld = in vielen Fällen töten um leben zu können.
Die Seele hat entschieden, in einer solchen Welt in eine Tierart „einzufahren“, um mit ihr und bei ihr einen Entwicklungsweg zu durchlaufen.
Ist das nicht ein starkes Stück?
Ist die Seele wie „die Natur“? Sie ist nunmal so, sie kann nicht anders. Das was sie ist, ist ihr Wesen.
Und dazwischen ich, das kleine Ich. Zwischen Seele und Natur. Und dann habe ich auch noch ein bißchen „Geist“, um darüber nachzudenken! Und „Herz“, um alles zu fühlen...
„Eine solche Welt“ - jede Art Welt – ist ein Teil des „Tao“ (des Allganzen) und damit an sich nicht „gut oder schlecht“ (ist das Tao amoralisch?).
Aus Sicht meines kleinen Ich sieht es so aus, als sei das „Negative“ in dieser Welt, das Unangenehme, stärker und zahlreicher (es gibt auch Menschen, die mehr Positives bzw. Erfreuliches sehen). Daraus entsteht ein subjektives Leiden. Und für mich die zwingende Notwendigkeit, das zu hinterfragen.
Darf das das? Wer darf was? Macht sich jemand schuldig?
Wenn man (egal wer oder was) nichts dürfte, dann gäbe es keine Freiheit.
Wo ist die Grenze dessen, was man darf?
Als „Alt 1“-Seele mit der Entfaltungsaufgabe “Aus innerer Überzeugung gegen die geltende Moral handeln“ muß ich mich natürlich mit diesen Fragen beschäftigen.
Amoralität der Seele bedeutet:
Die Seele (hier wieder gemeint als Daseinsform) will all das erleben, was beispielsweise das „Seelenvolk 2“, der Homo sapiens, eben so erlebt...
Aktuelles Beispiel: das was „Ukraine-Krieg“ genannt wird. Es finden schreckliche Grausamkeiten statt. Im Internet kann man Filme von der Front sehen, die von Soldaten mit Helmkameras aufgenommen werden. Es gibt Filme davon, wie Kriegsgefangene mißhandelt werden. Natürlich schaue ich mir das nicht reihenweise an, aber vereinzelt schon.
Wegschauen war noch nie mein Ding. Ich war selbst schon als eine Art freie Reporterin in Kriegsgebieten gewesen. Vielleicht auch wegen meiner Alt-1-Empörung.
Gibt es also wirklich so viele Seelen, die so viel Schreckliches erleben wollen? Glaubt man der Seelenlehre, wird es wohl so sein.
Ich jedenfalls wollte damals in diesen Kriegsgebieten sein. Das klingt sogar für mich jetzt komisch, aber es stimmt. Falls meine Seele das erleben wollte, so fühlte ich – das kleine Ich – mich in jener Situation ganz im Einklang mit ihr. Es war vollkommen freiwillig.
Aber im Ukraine-Krieg empfinden die meisten es sicher nicht als „freiwillig“. Viele Menschen (Zivilisten und Soldaten) leiden sehr, und sie würden das gewiß nicht wollen, wenn man sie vorher gefragt hätte.
Ich beschäftige mich viel mit dem Ukraine-Krieg (politisch bin ich parteiisch; doch in diesem Text geht es nicht um Politik, deshalb schreibe ich meine politische Meinung hier nicht). Dabei ist mir aufgefallen, daß es eine Menge Soldaten gibt, die wirklich im Krieg sein wollen. Wie hoch der Anteil ist, weiß ich nicht, aber logisch scheint mir: Man könnte keine Kriege führen, wenn 100 % der Soldaten in Wahrheit gar nicht kämpfen wollten. Zitat aus dem Buch eines Söldners, der schrieb, nachdem er eine lebensgefährliche Kriegsverletzung überlebt hatte:
„... konnte es kaum erwarten, wieder als Söldner zu arbeiten. Ja, das war gefährlich, aber ein anderes Leben vermochte ich mir nicht vorzustellen.“ (4)
Ich mache einem solchen Soldaten keinen Vorwurf (wir wissen um Seelenrollen, Seelenalter, kosmische Energien, Seelenaufgaben und Projekte). Wenn schon, dann geht der erhobene Zeigefinger eher an die Seele, die das erleben will, mit der Frage WARUM – und damit fing dieser Text auch an...
Hier kommt die Moralität ins Spiel: ein Teil der Menschen will all das möglicherweise wirklich erleben. Aber die Mehrheit vermutlich nicht.
Nur wer / was keine Moral kennt, kann das initiieren und durchziehen.
Aber kann das aus Sicht der Seelenlehre sein? Erlebt ein Großteil der Menschen (bleiben wir noch kurz beim aktuellen Krieg) also etwas sehr Leidvolles, viele sogar einen frühzeitigen gewaltsamen Tod, obwohl sie das nicht woll(t)en? Oder ist es Teil ihres seelischen Plans, ohne daß sie es wissen? Das wäre aus Sicht der Seelenlehre möglich. Dazu empfehle ich unbedingt, die entsprechende Literatur von Varda Hasselmann und Frank Schmolke zu lesen – falls jemand das hier liest, der diese Bücher nicht kennt (man findet viele Hinweise auf dieser Webseite!). Denn das erfordert wirklich eine umfassende Erklärung – die von der Seelenlehre aber auch geliefert wird.
Die materialistische Naturwissenschaft, die nicht an Seele oder Geist, sondern nur an Materie als Ursache des Seins glaubt, kann die Phänomene dieser Welt und der Natur, der Lebewesen und der Menschen erklären. Ja, sie sind anhand von Physik und Chemie erklärbar. Auch die größten Grausamkeiten. Warum und wozu es Kriege gibt, kann von Gesellschaftswissenschaften erklärt werden. Was die Wissenschaft nicht kann und auch nicht will – da ist sie ehrlich und konsequent! - ist den „Sinn“ von all dem zu erklären. Einige Wissenschaftler sagen sogar, all das habe keinen Sinn. Ich finde das sehr mutig und ehrlich. Diese erklärte „Sinnlosigkeit“ bedeutet jedoch keineswegs, daß diese Wissenschaftler amoralisch oder unmoralisch wären. Es ist sogar eher das Gegenteil der Fall, denn sie sagen, wir sollten uns die Welt mit Hilfe unserer Vernunft so schön und gut einrichten, wie es eben geht, damit es so vielen (Menschen und anderen Lebewesen) wie möglich so gut wie möglich gehe (5).
Die Seelenlehre versucht, uns den Sinn zu erklären. Mir gibt das sehr viel. Ist es nicht seltsam: Bei genauer Betrachtung sind bestimmte Naturwissenschaftler moralischer als unsere Seelenlehre. Sie können moralisch sein, weil der körperliche Natur-Mensch für sie der Maßstab ist. Er kann moralisch oder unmoralisch sein. Nur wissen wir: die „Moral“ ändert sich.
Die Menschheit hat über Jahrtausende erfahren: es gibt keinen dauerhaften Frieden, aber immer wieder schreckliche Kriege. Wohlstand kommt nur punktuell vor, räumlich und zeitlich begrenzt.
Wenn das also so ist, dann finde ich die Erklärungen der Seelenlehre – ZUSÄTZLICH zu denen der verschiedenen Wissenschaftszweige – für Menschen, die mit dem Leid der Welt und der Menschen schlecht zurecht kommen, sehr hilfreich. Und die Amoralität der Seele ist eine Alternative zu der Ansicht: wenn es nur mal genügend und die richtige Moral gebe, dann könne man das Leid in der Welt eindämmen... was bisher offensichtlich nur sehr begrenzt gelungen ist, da die Menschen sich immer wieder darüber zerstreiten, was denn der „richtige“ Weg (die richtige Moral) wäre.
„Alternative“ soll nicht heißen, man entscheide sich für das Eine oder das Andere. Sicher brauchen wir beides: Versuche, diese Welt zu verbessern – und die Einsicht, warum das nur begrenzt möglich ist.
Politisch engagierte Materialisten, also Anhänger der Naturwissenschaften, die Religion und Spirituelles nicht anerkennen, behaupten, religiöse und spirituelle Menschen wollten sich nicht um die Zustände und das Wohl in der materiellen Welt kümmern, weil sie auf das „Jenseits“ fixiert seien und hofften, „dort“ ginge es ihnen ja besser und überhaupt sei das die wahre Heimat. Der Vorwurf lautet: jeglicher (religiöser und spiritueller) Glaube halte die Menschen davon ab, politisch gegen Unterdrücker und Ausbeuter zu kämpfen, was diesen in die Hände spiele und ihrer Macht helfe.
Ich denke, das trifft auf einen Teil der „Gläubigen“ zu. Ohne daß ich ihnen das vorwerfen will, denn es hängt mit ihrem Seelenalter zusammen: sie müssen sich so orientieren. Das wird sicher auch von Machthabern und Ausbeutern ausgenutzt. Ich will das nicht bestreiten. Dennoch gilt es nicht für alle.
Tatsache ist doch, daß der größte Teil der Menschheit, egal was der Einzelne glaubt oder nicht, sich nicht politisch engagiert und sich nicht politisch „für eine bessere Welt“ einsetzt. Unabhängig davon, ob diese bessere Welt auf politischem Wege erreichbar wäre. Die große Mehrheit der Menschen ist unpolitisch. Das ist meine Erfahrung. Also kann man das „Unpolitisch-Sein“ nicht an Religiosität/Spiritualität binden. Es kommt zwar vor, ja: Es gibt spirituelle Richtungen, die von ihren Anhängern verlangen, sich nicht in „weltliche“ Angelegenheiten einzumischen, weil das der jeweiligen Spiritualität schade. Auch das ist nachvollziehbar. Manche religiöse Bewegungen hingegen können aber sehr politisch sein, bis hin zum Krieg gegen Andersgläubige (auch wenn solche Gläubige oft bloß benutzt werden – dahinter stehen meist ökonomische Interessen ihrer Förderer...).
Ich habe mich für Politik interessiert, seit ich denken kann und wollte „die Welt verbessern“ und habe nicht verstanden, warum ich so wenig Gleichgesinnte fand. Wir waren immer in der Minderheit. Schon allein deshalb finde ich den Vorwurf der atheistisch/materialistischen politischen Aktivisten an religiös/spirituell Gläubige mindestens unfair.
Die Seelenlehre erklärt, warum und wozu die Menschheit ihre Erfahrungen macht und vor allem, warum sich fundamental über die Jahrtausende kaum etwas ändert. Es liegt daran, daß Seelen mit unterschiedlichen Seelenaltern auf der Erde unterwegs sind – überwiegend Junge Seelen, die noch viel erleben müssen. Ändern könnte sich vielleicht etwas, wenn alle Seelen alt geworden sind. Vielleicht gibt es dann keine Kriege mehr. Das ist sogar wahrscheinlich. Vielleicht gibt es dann viele andere Übel auch nicht mehr. Nicht, weil Alte Seelen „besser“ wären, sondern weil sie alles schon hinter sich und kein Interesse mehr z. B. am Kämpfen haben. Wenn viele Seelen ihre Inkarnationsreise abgeschlossen haben und gar nicht mehr geboren werden, wird es keine Überbevölkerung mehr geben. Aber vielleicht gibt es dann andere Probleme: Alte Seelen sind oft nicht so vital und unternehmungslustig. Vielleicht wird das menschliche Leben dann wieder „ganz einfach“ - aber nicht leichter... Und wenn alle Seelen „durch“ sind mit ihren Inkarnationen (was noch dauert!), dann wird die Menschheit aussterben. Ein Anhänger oder „Gläubiger“ der Seelenlehre weiß: das ist in Ordnung und es hat einen Sinn und es geht weiter für die Seelen, wenn auch nicht materiell auf der Erde.
Die Botschaft der Seelenlehre von der amoralischen Seele kann vom inkarnierten Menschen als „moralisch gut“ gewertet werden, wenn sie sagt, die Steigerung von Liebe und Erkenntnis sei das Entwicklungsziel und der Sinn des Ganzen. Liebe, Erkenntnis und Sinn empfinde ich, das kleine Ich, jedenfalls als „gut“.
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Buch „Junge Seelen – Alte Seelen“ S. 376
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Aus dem Buch „Die Seelenfamilie“ Seiten 330 und 364
-
Buchreihe „Glauben in Freiheit“ von Eugen Drewermann, Walter Verlag
-
Buch „Wagner – Putins geheime Armee“ von Marat Gabidullin
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2 Buch-Beispiele für weltverbessernde (das ist nicht ironisch, sondern ernst gemeint) Bestrebungen von Atheisten / Materialisten:
„Manifest des evolutionären Humanismus“ von Michael Schmidt-Salomon
„Marxismus, Psychoanalyse, Politik“ von Fritz Erik Hoevels
Kontakt zur Autorin: sonja.wallenborn@ewe.net