Seele heilt Psyche
Wie genau geschieht es, dass unsere Urängste an Macht verlieren und dafür immer mehr Liebe einziehen kann und wir zunehmend unser seelisches Potenzial entfalten? Haben wir überhaupt Einfluss darauf? Wie kann die Seelenlehre hier helfen?
Ich knüpfe an den Beitrag von Charlotte „Heilprozesse aus übergeordneter Sicht“ an, denn auch ich bin der Meinung, dass die innere Reise in dieser Zeitenwende für uns Reife und Alte Seelen Vorrang hat vor äußerem Wirken und Reisen. Die sogenannte Schattenarbeit, also das Bewusstmachen von unbewussten Prägungen, ist für jeden Einzelnen die Voraussetzung dafür – insbesondere in Zeiten dynamischer Veränderungen, sich offenbarender Unmenschlichkeit und zusammenbrechender Strukturen auf globaler Ebene - inneren Frieden, Liebe und Gelassenheit zu finden.
Als Erinnerung, wie das noch mal ganz konkret ging, will dieser Beitrag dienen.
Denn das Wissen ist vollumfänglich da und auch in großem Maße verallgemeinerbar. Da ticken wir alle gleich. Unterschiedlich ist lediglich, wie gut jemand diese Prozesse alleine gehen kann bzw. wie wichtig und hilfreich die Begleitung und der Spiegel wohlgesonnener Mitmenschen ist. Erfolgreiche Autoren und Therapeuten wie Vivian Dittmar, Safi Nidiaye oder Eckhart Tolle haben diese Heilungsprozesse seit Jahrzehnten erforscht, auch Strömungen wie „Ehrliches Mitteilen“ zielen auf das Gleiche ab: Der Kern von Heilungs- und Transformationsprozessen ist:
Bewusstes Fühlen
Bewusstes Fühlen ist das Lösungsmittel für das, was sich in unserem Körper verhärtet hat und was uns begrenzt: Unbewusstes Fühlen; Emotionen, die sich aufgrund schmerzhafter Erfahrungen überwiegend aus der Kindheit in unserem Körper festgesetzt haben, kreieren und manifestieren uns immer wieder Situationen, in denen wir diese Schmerzen erneut fühlen dürfen. Wir sind hier ganz im Reaktionsmodus. Automatismen laufen ab, wir wollen diese Emotionen nicht fühlen!
Bewusstes Fühlen bedeutet, eine andere Perspektive einzunehmen. Bewusst fühlen heißt, nicht mit der Emotion identifiziert zu sein. Sondern sich als Seele zu identifizieren, die in einem Körper mit einer Psyche inkarniert ist, die gerade eine Emotion zeigt. Daher der vielleicht etwas provokante Titel dieses Beitrags: Wenn ich mich mit meiner seelischen Dimension verbinde, und das geschieht wohl vor allem über unser energetisches Herz, dann kann Heilung geschehen. Prägnant in einem Satz:
In Körperverhärtungen gespeicherte, schmerzhafte Emotionen lösen sich auf, wenn ich sie mit dem Mitgefühl meines energetischen Herzens (Seele?) bewusst wahrnehmen, annehmen und integrieren kann.
Das ist es. Leicht gesagt, und doch nicht immer einfach, wie wir alle wissen. Dennoch finde ich den Begriff (Schatten-) Arbeit für derartige Prozesse ungünstig: Es hat mehr mit Bewusstheit, mit Atmen, mit Zu- und Loslassen zu tun. Anstrengende Arbeit ist es viel mehr, jahre- und jahrzehntelang die unbewussten Emotionen zu verdrängen. Das Leben spielt mir die Situationen von selber zu, in denen ich wachsen kann. Ich muss nicht künstlich Emotionen suchen gehen. Das Potenzial, mich im Kontinuum von Angst zu mehr Liebe zu entwickeln, ist dann am größten, wenn ich gerade schwierige Emotionen empfinde. Meines Erachtens lohnt sich das, im Bewusstsein zu halten.
Ich finde die Gefühlszwiebel hilfreich, deren Schichten von außen nach innen lauten: Angst, Wut, Schmerz, Liebe. Sie verdeutlicht meine Erfahrung, dass hinter Angst oder Wut in der Regel ein Schmerz liegt, der gesehen werden will. Gelingt das, wächst die Liebesfähigkeit.
So kann die Seelenlehre in mindestens zweierlei Weise hilfreich für Heilungsprozesse sein: Zum einen hilft die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Urängsten dabei, dahinterliegende Wut und Schmerz aufstöbern und integrieren zu können. Zum anderen hilft die Beschäftigung mit den seelischen Dimensionen an sich, mich zunehmend als Seele zu begreifen und damit den Perspektivenshift zu fördern. Nicht: Ich fühle mich verlassen, verletzt, wertlos, ohnmächtig, schamhaft etc.. Sondern: Aha, da ist ein Gefühl von Verlassenheit, Verletzung, Wertlosigkeit… Ich fühle das bewusst und hülle es in herzliches Mitgefühl ein.
So kann unsere Seele immer mehr in diese Welt hineinstrahlen...