Einsamkeit
Seid mir gegrüßt, liebe Quelle. Ihr habt den Wunsch, mit mir über Einsamkeit zu sprechen. Warum habt ihr das?
Einsamkeit ist ein Phänomen, das sich über viele Seelen legt, wie ein Schatten. Ein Schatten, der schmerzt, ein Schatten, der lähmt, der verzweifeln lässt. Diese Einsamkeit, die insbesondere die älteren Seelen unter euch betrifft, die schon viel gesehen und erlebt haben und mitunter auch etwas müde geworden sind, immer dieselben oder ähnliche Dinge zu sehen oder zu erleben, diese sind es, an die wir insbesondere unsere Worte richten wollen.
Denn Einsamkeit, so verbreitet und so unangenehm sie auch sein mag, ist kein Gefängnis. Wir wählen dieses Wort, weil wir damit ansprechen wollen, auf dieses Gefühl der Enge, das sich damit verbindet. Das Wort Enge, das auch mit dem Wort Angst verwandt ist. Denn einsam zu sein, macht auch Angst. Die Einsamkeit und das Gefühl, sterben zu müssen, haben auch gewisse Ähnlichkeiten.
Wir richten unsere Worte also an die alten Seelen, deren Kraft schon ein wenig vergangen ist, die noch hier sind, hier sein müssen und zugleich auch wollen und möchten ihnen Mut zusprechen über die Zeiten und sie wissen lassen, dass in dieser Fähigkeit, Einsamkeit ertragen zu können und überhaupt in ihrer ganzen Dimension spüren zu können, eine seelische Errungenschaft liegt und somit dem Wunsch des Allganzen entspricht.
Nach vielen Jahren des Bewegtseins und Bewegens, des Nährens und des Eilens, des Wachsens und Gedeihens und auch Vergehens wird es Zeit für die Seele in diesem Seelenstadium Ruhe einkehren zu lassen und diese Einsamkeit in sich zu spüren wie einen köstlichen Schatz. Die Einsamkeit, die ist wie ein Raum, in dem du dich zu verdienter Ruhe zurückziehen kannst und vor allem Innenschau betreiben kannst. Zu spüren und zu fühlen auf Basis all deiner Erinnerungen, die auf vielen, vielen Leben beruhen. Die bittere Süße zu spüren beim Vorbeiziehen der Bilder und die Freude über das Erlebte und die eigene Entwicklung.
All dies leuchtet aus der alten Seele wie ein sanfter Schein und erfüllt den Raum, der sie umgibt und lässt sie erstrahlen. Wer um diese Fähigkeit des Strahlens weiß und des sich Verbindens mit diesem inneren Licht und in seinem Herzen spürt, wie wohl es auch tun kann, ganz bei sich zu sein, der kann auch erfahren, dass der Schatten damit, der mit mit dieser Einsamkeit verbunden ist, sich nicht auflöst, aber im strahlenden, sanften und goldenen Leuchten einer zufriedenen Seele, einer gestandenen Seele zu tanzen beginnt. Ist das nicht schön anzusehen? So kann sie sich wiegen, kann sie sich selbst wiegen wie ein Kind und in den Armen halten und sich Trost spenden lassen von den geistigen Instanzen, die sie umgeben und die ihre Liebe zufließen lassen.
Der Lärm der Welt liegt schon weit hinter dir. Nun lausche dem sanften Ton deines leuchtenden Herzens.
Quelle: Weißer Raum