Beziehungen loslassen

Von Christine Klaubert, September 2023

Du Liebe, liebe Seele,

ihr alle habt unendlich viel Erfahrung mit Leid, Schmerz und Verlust. Und ihr alle sehnt euch nach Liebe und Vereinigung. Nun ist es aber eine unumstößliche Realität, dass es als Mensch das Thema Trennung gibt und ihr genau damit Erfahrungen macht. Wir geben dir ein Bild: Bereits bei der Entstehung neuen Lebens entsteht das neue Leben aus der Verbindung von Ei- und Samenzelle, und das Wachstum ergibt sich aus der Zellteilung. Bereits hier ist Beides als Prinzip angelegt: Trennung/Teilung und Verbindung/Wachstum. Der Embryo bleibt einerseits seinem genetischen Material verbunden, auf der anderen Seite entwickelt er sich auf eine eigene Weise, die auch im weiteren Verlauf etwas mit dem Zulassen von Veränderung und dem Halten einer Verbundenheit bei maximaler Freiheit für Eigenes zu tun hat. Gerade für diejenigen unter euch, die Kinder haben, ist dieser Prozess auch ein selbstverständlicher. Ihr ermöglicht Entwicklung und Wachstum durch das Zulassen von Trennung und Akzeptanz, dass eure Kinder eigene Wesen mit eigenen Entwicklungs- und Entfaltungsaufgaben sind. Dies könnte nicht in der Weise erfolgen, wenn ihr darauf bestehen würdet, sie weiterhin an eurer Nabelschnur zu behalten.

Wenn ihr nun in einer Beziehung, einer Partnerschaft seid, wo ihr euch zu einem bestimmten Zeitpunkt entschlossen habt, euren Weg zu zweit zu gehen, so sind es dennoch zwei Wege, die sich ergänzen – auch wenn es an der einen oder anderen Stelle so scheint, als wenn sie miteinander verschmelzen. Es bleiben doch zwei unterschiedliche Wege.

Wenn der eine Partner sich nun auf eine Weise in den Dienst des anderen stellt, dass seine eigenen Besonderheiten und Aufgaben nicht mehr zu erkennen sind, so ist das der Entwicklung und dem Wachstum nicht förderlich.

Wenn dann der eine Partner sich gewaltsam trennt, so fühlt sich das vernichtend an. Eigene Konturen scheinen zu verschwinden, es bleibt ein Erleben von in Fetzen zurückgelassen und mit einigen Fäden/Ästlein und früher vorhandenen Wegbegrenzungen noch an dem alten, vertraut und wie als eigener Weg vorhandenen Partner fest zu hängen.

Loslassen bedeutet ein sich Lösen von dem Anderen, ein Erkennen, dass der eigene Weg, die eigene Persönlichkeit völlig unabhängig von dem Anderen existieren kann und sich vielleicht erst durch die Lösung von dem alten, gemeinsamen Weg auf sich selbst besinnen kann, um sich weiter zu entfalten und die eigenen Möglichkeiten und Besonderheiten wieder sehen und erkennen zu können.

In so einem Fall, in dem der eigene Weg bis zur Unkenntlichkeit mit dem Weg eines anderen verstrickt gewesen ist, ist es ein Geschenk sich zu lösen und eine Weile sich nicht durch die Suche nach einem neuen Weg-Gefährten in neue Abhängigkeiten zu stürzen und somit die eigene Neigung, zu meinen, sich nicht allein durch die Welt bewegen zu können, weiter zu nähren oder sich zu zerfleischen, weil es keinen passenden Weg-Gefährten gibt.

Loslassen heißt, die selbst zugefügte Verletzung zuzulassen und dafür zu sorgen, dass die angegriffenen, zerfetzten Wegränder gepflegt und befestigt werden.

Es heißt zu erkennen, dass ich selbst für die Pflege meines Weges zuständig bin und dass mein Weg nicht der Pflege eines anderen bedarfs, um zu einem schönen, gesunden, kräftigen Weg zu werden. Das ist er ohnehin, er war nur zu sehr mit einem anderen Weg verschlungen und es gibt keine Schuld – weder auf der einen noch auf der anderen Seite.

Wege können und dürfen sich trennen, gerade dann, wenn der eine Weg durch die Bereitschaft des anderen, sich zurück zu stellen, geradezu aufzugeben, den anderen überwuchert und ihn dann nicht mehr erkennt als eigenständigen Weg.

Loslassen heißt, sich von diesen überkommenden und destruktiven Strukturen zu lösen und den eigenen Weg pflegend und liebevoll in Ordnung zu bringen.

Dies kann niemand anderes für euch tun und wir bitten euch zu erkennen, dass der Irrtum darin besteht, die Vereinigung von zwei Wegen, die Sehnsucht nach Einheit und Symbiose auf einer menschlichen Ebene zu verwechseln.

Ihr seid auf seelischer Ebene alle miteinander verbunden, es gibt die Trennung nicht. Auch in eurer irdischen Existenz habt ihr diesen ewigen Einheitsaspekt in der seelischen Verbundenheit. Eure irdische Existenz hat aber mit Erfahrungen und Entwicklungen in Form des Getrennt- Seins zu tun und da ist es eine wichtige und notwendige Erfahrung, eure Individualität, euer Getrennt-Sein zu leben und zu begreifen, dass ihr verbunden und doch getrennt seid.

Beziehungen dienen dieser Erfahrung und an der Stelle, an der sie auf eine nicht förderliche Weise symbiotisch werden oder zu einer ungesunden Abhängigkeit neigen, ist es sinnvoll sie zu lösen und nicht sogleich durch eine neue Beziehung zu ersetzen, sondern die Kraft der Individualität und des eigenen Weges zu leben und zu erfahren.

Loslassen bedeutet das sich Lösen von destruktiven Mustern und das Zulassen der eigenen kraftvollen Individualität.

Das sich Lösen ist zeitweilig mit enormen Schmerzen verbunden – vergleichbar einer Geburt.

Beziehungen loslassen
Dauer: 7:35 min | Sprecher: Christine Klaubert