Was will meine Seele von mir?

Von Klaus und Elke Esser

Durchsage der Sternengucker vom 7.11.21

Könnt ihr uns zu der Frage, was meine Seele von mir will, eine erste Antwort geben? Diese Frage bewegt viele Menschen, die sich der Seelenlehre und dem Verständnis von Seele annähern.

Wenn du dir die Frage stellst, was deine Seele von dir möchte, so heißt das zunächst einmal, dass du deine Seele spürst. Überhaupt ein Empfinden, eine Gewissheit für eine eigene seelische Instanz zu entwickeln ist nicht selbstverständlich und ist Produkt eines langen Reifungsprozesses.

Wenn du nun in den ersten Leben diese seelische Instanz in dir spürst und sie für dich zu einer inneren Gewissheit wird, so ist verständlich, dass aus dieser Wahrnehmung der Wunsch entsteht, mehr in Kontakt zu sein, eine konkrete Führung zu erlangen oder auch sich gegen eine Führung zu wehren und auf Eigenständigkeit zu bestehen.

Wenn du dir diese Frage stellst, dann bedeutet das auch, dass die Vorgaben deiner Gesellschaft, deiner Umgebung, dass das, was in deiner Kultur handlungsleitend ist, für dich nicht mehr ausreicht. Ein Mensch, der sich in seiner aktuellen Existenz geborgen und sicher fühlt und weiß, was ihm wichtig ist und damit im Einklang ist, stellt sich diese Frage nicht.

So zeigt diese Frage dir vor allem, dass du tastend auf einem Weg bist zu einer Art von Eigenständigkeit, in der du danach suchst, selbst Kriterien festzulegen, Bedeutsamkeit festzulegen, Formen festzulegen, in denen du leben kannst und leben willst - eben weil das, was dir deine Umgebung vorgibt, nicht mehr reicht, oder gar im Widerspruch steht zu dem, was du fühlst.

Stelle dir deine Entwicklung über viele 1000 Jahre vor, in denen du im Wesentlichen von außen, von dem, in dem du gelebt hast, den Rahmen bekommen hast, den Rahmen übernommen hast. In dem du dein Leben gestaltet hast mit Höhen und Tiefen, mit großen Wagnissen, mit viel Freude, mit viel Leid. Und nun bist du gleichsam erstmals in einer Situation, in der es diesen Rahmen für dich so nicht mehr gibt. Aus dieser Erfahrung entsteht notwendigerweise ein Tasten nach einem neuen Geländer, ein Tasten nach einem neuen Referenzraum. Die anderen können dir nicht mehr sagen, was du tun sollst, was du leben sollst und du spürst, dass du dich
selbst auf die Suche machen musst. Und nun hoffst du, dass diese Instanz in dir, die du spürst, dir eine Art neues Geländer, einen neuen Raum gibt, in dem du dein Verhalten, deine Werte, deine Lebensgestaltung entwickeln kannst und auf die du dich ausrichten kannst.

Diese Perspektive ist richtig und falsch zugleich. Richtig ist sie, da es in der Tat darum geht, das du deine Form findest, dass du deinen einmaligen und individuellen Beitrag zum großen Ganzen, zur Menschheitsgeschichte leistest, in dem du eine individuelle Form deines Lebens und deines Seins entwickelst, die es so noch nie gegeben hat und niemals mehr geben wird.

Falsch ist sie insoweit, als der Weg zu dieser Form nicht so läuft, wie du es von früher kanntest. Es ist eben nicht so, dass deine Seele nun dein neuer Fürst, dein neuer König, deine neuen gesellschaftlichen Umstände sind, die dir einen Rahmen geben, in dem du dich bewegst. Deine Seele wird dir immer wieder sagen: Du bist frei!

Diese neue Art der Freiheit ist nicht leicht zu tragen. Und selbstverständlich kannst du in ganz konkreten Situationen dich nach Innen wenden und deine wachsende Intuition, deine wachsende Inspiration nutzen, um ganz konkrete Fragen zu beantworten und Entscheidungen zu treffen. Und ja, selbstverständlich kannst du auch deine Seele anrufen und sie um Rat fragen. Sie wird damit nicht geizig sein.

Die große Frage allerdings, wohin dein Leben sich entwickeln soll und was du insgesamt tun sollst, ist eine, die du nur durch dein Sein beantworten kannst und mehr noch, die zu beantworten Sinn deines Seins ist.

In diesem Sinne will deine Seele nicht mehr und nicht weniger von dir, als dass du selbst entscheidest und ein Vertrauen in dich entwickelst und in deine Impulse. Die Impulse der Seele können kein Freifahrtschein sein, um sich auf diese oder jene Art und Weise zu verhalten, denn jedes Verhalten erzeugt eine Wirkung mit der du umgehen musst. Aber deine Seele hat eine große Freude an deiner Existenz, denn nur du ermöglicht es ihr, die Erfahrungen zu machen, die sie machenmöchte und machen muss, um sich zu entwickeln.

Wenn wir nun sagen: Deine Seele möchte, dass du einatmest und ausatmest und diesen Moment lebst und den nächsten Moment lebst, so ist das in gewisser Weise eine vollumfängliche Antwort. Und ihr Inhalt bedeutet noch nicht einmal, dass es deiner Seele generell wichtig ist, dass du besondere Techniken von Aufmerksamkeit, von Bewusstheit, von Selbstwahrnehmung, von Meditation, von Innenschau, von Selbstdisziplin und so weiter und sofort entwickelst. All das kann dir sehr wohl wichtig sein und wenn es dir wichtig ist, dann hat es auch seinen Wert für deine Seele.

Aber du musst verstehen, dass mehr und mehr du der Leitende bist und wirst. Und indem du das Moment für Moment und Leben für Leben mehr und intensiver lebst, tust du genau das, was deine Seele von dir will.

Ja, vielen Dank für diese schöne Antwort! Kann man also sagen, dass sich seelisches Wollen in meinem eigenen Wollen ausdrückt?

Ja und nein. Wir möchten davor warnen, hier eine zu große Nähe herzustellen und persönliches Wollen dadurch gleichsam zu legitimieren und zu überhöhen, dass man sagt, nicht ich, sondern meine Seele will. In einzelnen Momenten mag das richtig sein. Über alles gesehen ist es eine Sackgasse, die nirgendwo hin führt.

Wenn du durch Zufall einem Menschen begegnest, den du nur deswegen triffst, weil du an einer bestimmten Kreuzung heute einen anderen Weg nach Hause gegangen bist als sonst immer, dann wirst du nicht unbedingt sagen können, dass es jetzt deine Willensentscheidung war, nun die rechte statt dienlinke Straßenseite zu nehmen - weil es fastnunbewusst einfach so passiert ist. Und so sind die meisten Entscheidungen, die ihr trefft, keine bewussten Willensentscheidungen, sondern Dinge, die passieren und in denen sich die liebevolle Steuerung eures Lebens ausdrückt oder ausdrücken kann.

Denn das seelische Wollen geht über deine Persönlichkeit hinaus. Es betrifft die Menschen, bei denen du inkarniert bist. Es betrifft aber auch Menschen, denen du begegnest und Situationen, die passieren - die von deinem seelischen Wollen gesteuert sein können, obwohl sie keinerlei offensichtlicher Ausfluss deines persönlichen Wollens sind.

Mhm. Drückt sich in der Frage nach dem Wollen meiner Seele dann auch ein Wunsch nach der geahnten Eingebundenheit in die Transzendenz aus?

Das mag fallweise so sein. Wie wir sagten, ist das Erleben und Erfahren einer seelischen Dimension neu und jeder, der diese Erfahrung macht, spürt auch den Zug zurück in die seelische Urheimat; die Sehnsucht, mit dem großen Ganzen wieder zu verschmelzen. Je nach Persönlichkeit und Lebenssituation ist dieser Wunsch stärker oder schwächer ausgeprägt und tritt mehr oder weniger stark insnBewusstsein und wird handlungsleitend. Die tastenden Impulse nach Orientierung in dieser Richtung, die Frage nach dem, was meine Seele von mir möchte, können in diesem Zusammenhang dann sehr wohl Ausdruck genau dieser Bewegung sein.

Was genau ist denn dann seelisches Wollen?

Wenn du in deinem Lebensweg zurückschaust auf den Weg, den du bisher gegangen bist, auf die schönen und die schmerzhaften Erfahrungen, auf die klugen und dummen Dinge, die du getan hast, auf Fehlentscheidungen und richtige Entscheidungen - wenn du dir all das anschaust, dann wisse, all das ist seelisches Wollen!

Was deine Seele von dir will ist das, was du tust. Sie steuert dich auf eine Art und Weise, die nur selten einmal dir selbst bewusst wird. Wenn du Hunger hast und isst, dann hast duHunger und isst und hast selten nur die Perspektive zu sagen: Mein  Körper steuert mein Wollen. In ähnlichem Zusammenhang sind Entscheidungen, vor die du gestellt worden bist und werden wirst, Menschen, die dir wichtig sind im positiven oder negativen Sinne, Unsicherheiten, Phasen von Miss- stimmung und Trauer oder von Glück und Erfolg, alle durchdrungen von seelischem Wollen. Denn du existierst, damit deine Seele Erfahrungen macht, und sie sorgt mit sanfter Hand und ohne dass es dir bewusst ist dafür, dass du die Erfahrungen machst, die ihr wichtig sind.

Selten einmal mag es sein, dass dieses seelische Wollen in deinem Bewusstsein an die Oberfläche dringt und dir einen deutlichen Impuls gibt, der dann allerdings eine zwingende Notwendigkeit für dich hat oder haben wird, die dir keine Alternative dazu gibt, als ihm zu folgen. Das sind seltene und wichtige Momente, die jede Seele auf ihrem Inkarnationslauf erfahren muss, weil gleichsam der Untergrund des Meeres einmal hervorbricht und deutlich wird, dass auch unter dem Meer Land zu finden ist.

Diese speziellen und aus dem Meer hervorragenden Inseln, in denen Erfahrungen dieser Art gemacht werden, sind allerdings nicht das, was die Menschen in der Regel wissen wollen, wenn Sie fragen, was ihre Seele von Ihnen will. Denn wenn so ein Moment passiert, dann geht es ganz konkret um diesen Moment. Und dann hat er eine Absolutheit und Unabdingbarkeit, in der sich wiederum die Frage: „Was mag meine Seele von mir wollen?“ nicht mehr stellt.