Von Maria, April 2023

2014 nahm unsere Kirchengemeinde einen jungen Iraner ins Kirchenasyl im Gemeindehaus auf. Wir wohnen im gegenüberliegenden Haus. Eines Tages holte er sich Obst in der Gemeindehausküche und sah vor sich einen Weißgekleideten. Der sagte ihm, er solle in unseren Garten gehen, er tat es. Ich arbeitete gerade darin. Wir hatten sofort einen tiefen Blickkontakt und ich wusste: ich komme nach Hause. Die Zeit blieb stehen – was sie seitdem immer tat, wenn wir uns trafen. Auch ich bekam – schon im Vorfeld – Träume, die mir deutlich machten, ein Schwarzgekleideter kommt zu mir. Mein Leben wird sich ändern. Unsere Begegnung wird sieben Jahre dauern. Mein Auftrag wird sein, ihn an „die Quelle“ zu begleiten, damit er eigene Wurzeln schlagen kann. Berührenderweise bat er mich ein Jahr später, für ihn eine Quelle zu suchen. Zwei Jahre später besuchte ich den „Seelenfamilienkurs“. In der Nacht vor der Durchsage für mich träumte ich: er kommt in die Kirche, in der ich im Gebet versunken sitze und sagt mir, er käme morgen in unseren Kurs. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass die überwiegende Anzahl meiner Seelengeschwister Krieger sind. Wir erlebten beide in den nächsten Jahren Durchdringung von Gedanken und Gefühlen. Tiefe, unaussprechliche Liebe und Verstehen ohne Worte. Ich konnte nur einmal fragen, ob er wisse, dass wir uns mischen. Er antwortete: “Ja!“. Mehr Verbalisierung unserer besonderen Beziehung war nicht möglich. Und wie mir unsere Krieger auf Nachfrage antworteten, auch nicht nötig. Mit der Zeit wurde diese Beziehung kompliziert: starkes sexuelles Begehren begann. Ich wehrte mich telepathisch, was aber nicht funktionierte. Auch hier waren wir eine Einheit. Mein Mann spürte diese Veränderung. Er litt furchtbar, ich und mein Seelenbruder ebenfalls. Wir begannen, uns gegenseitig abzulehnen. Ich musste ihm nach sieben Jahren sagen, dass ich diese Verstrickung nicht mehr aushalte. Der Kontakt brach vor zwei Jahren ab.

Warum trafen wir uns? Was ich in Träumen, Trancen und Gesprächen mit der Seelenfamilie herausfand ist dies: ich hatte 2013 die Aufarbeitung einer Vergewaltigung als kleines Mädchen zugelassen und war in einer tiefen Erschöpfung gefangen. An seiner Krieger-Energie konnte ich mich jahrelang wieder aufrichten. Wieder ins Leben zurückkehren. Auch und gerade an seiner sexuellen Energie. Dies war für ihn genauso wichtig, denn er hatte auf der jahrelangen Flucht sexuelle Gewalt erlebt. „Die Quelle“ wollte von uns beiden gefunden werden. Er nahm von meiner Künstlerkraft, was er brauchte, um ein eigenständiges Leben beginnen zu können. Des weiteren brachte er mich in der Zeit der Verstrickung in tiefen Kontakt mit meiner Hauptangst Selbstverleugnung. Gerade durch die erlebte Ablehnung befasste ich mich intensiv damit. Ich veränderte die Anzahl und die Qualität meiner Beziehungen.

Ich bin zutiefst dankbar für diese gemeinsamen Jahre. Soviel wurde heil und begann zu blühen! Ich habe zeitweise eine tiefe Sehnsucht, ihn wieder zu treffen. Unsere Krieger sagen mir, dass wir getrennt wurden, weil wir uns zu nahe gekommen sind. Fällt mir schwer zu akzeptieren. Ich erweitere meinen Kontakt dann zur gesamten Seelenfamilie. Ich bin zu Hause.

Nachtrag: Auch mein Seelenbruder bekam im Vorfeld eine Durchsage. In einer Sterbeerfahrung auf der Flucht hörte er, dass in Europa eine Frau sein würde, die ihn liebe.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für eure Arbeit!