Erstinkarnation 1

Von Frank Schmolke, September 2024

Einführung

Um es zu Anfang gleich klar zu sagen. Mein Eindruck aus Durchsagen und Einzelberichten unserer Teilnehmer ist folgender: Der erste Inkarnationsvorgang hat zwei Stufen:

In einer ersten Stufe löst sich die entstehende Einzelseele vom seelischen Kollektiv. Dieser Vorgang wird ausschließlich vom Wollen des Kollektivs sich zu vereinzeln bestimmt, wie ja auch die davorliegenden Vereinzelungsstufen vom Seelenvolk bis zur Seelenfamilie. Dieser Vorgang kann offensichtlich auch Angst implizieren, allerdings in einer völlig unbewussten Weise. Die entstandene Einzelseele findet sich auf dem astralen Territorium 1 wieder.

In einer zweiten Stufe hat die entstandene Einzelseele bereits einen gewissen, wenn wohl auch unbewussten persönlichen Willen. Das Wollen der seelischen Dimension besteht aber weiter. Es gibt noch kein Ich. Dieser Wille zeigt sich darin, dass die Seele in ihrer Angst vor den Konsequenzen der Inkarnation eine gewisse Verzögerung des Vorgangs bewirken kann, der aber „vorübergehend“ ist, wenn man einen solchen Zeitbegriff hier überhaupt sinnvoll anwenden kann. Deshalb gibt es inkarnierte Menschen, deren Seelenfamilienaufgabe es ist, genau diese Seelen in ihrem Inkarnationsvorgang zu unterstützen. Dazu nachher Genaueres.

Ein zentraler Satz der Quelle den gesamten Inkarnationsweg betreffend lautet: Es gibt den Willen des Ich und das Wollen der Seele. Das Wollen der Seele setzt sich letztlich immer durch. Genau dies macht den gesamten Vorgang letztlich sinnvoll und bewirkt, dass jede Seele am Ende von Alt 7 ankommt. Vielleicht ist dieser Prozess innerhalb der zweiten Stufe mit seiner strukturell ähnlichen Dynamik zwischen seelischem Kollektiv und Willen der Einzelseele eine Vorbereitung der Seele auf diese spätere Dynamik zwischen Seele und Ich.

Ich nehme diese Gelegenheit wahr, noch einmal auf die zentrale Bedeutung dieser Dynamik hinzuweisen. Das oft schmerzhafte Erleben des Prozesses zwischen dem Wollen der Seele und dem angstvollen Willen des Ich ist menschlich gesprochen „geplant und beabsichtigt“ und kein Fehler des sündhaften Menschen. Wir lernen Wesentliches durch diese Angstprozesse und mit dem Seelenalter zunehmend auch manches aus Liebe. Menschen haben auf ihrem Inkarnationsweg aus ihrer Not nach einer Sinnsuche die Tendenz zu definieren, was ein „gutes“ oder „richtiges“ Leben ist. Man kann dies aus seelischer Sicht vielleicht eine „notwendige Illusion auf dem Entwicklungsweg“ nennen.

Für die Alte Seele allerdings wird die tiefere Zusammenarbeit des Ich mit dem seelischen Wollen immer wichtiger und befriedigender. Mir scheint der berühmte Satz des chinesischen Weisen Lao Tsu Easy is right meint genau dies. Alles wird seltsam einfacher, wenn das Ich fähiger wird, sich mit dem seelischen Wollen liebevoll und demütig im besten Sinne zu verbinden.

Allerdings folgt auch dieser Prozess dem Gesetz der Pulsation und ist nicht linear. Das bedeutet, dass auch die Alte Seele immer wieder stärker angstbestimmte Leben erfährt. Angst bleibt bis zum Schluss ein entscheidender Faktor. Ich erinnere an die grauenvolle Angst Jesu (Alt 7 letztes Leben) im Garten Gethsemane als ihm zuletzt klar vor Augen stand, was geschehen würde und wollte. Genau diese tiefe Angst führte ihn in einen Erleuchtungsvorgang, von dem die Quelle sagt, dass ihm danach alles Erleben gleich-gültig wurde.

Unser letztes Buch Junge Seelen, Alte Seelen beschäftigt sich mit dem gesamten Inkarnationszyklus in einer umfassende Weise. Jede der 35 Entwicklungsstufen der Seele über 5 Seelenalter und ungefähr 10.000 Jahre wird hier unseres Wissens zum ersten Mal in aller Ausführlichkeit behandelt. Am Schwierigsten waren für Varda die genauen Entfaltungsaufgaben jeder Stufe zu ermitteln. Denn sie musste ein eigentlich energetisches und zudem knappes und kontextloses Phänomen in Sprache umsetzen.

Ich möchte dieses Buch über den Inkarnationsweg der Seele in einem Einzelbeispiel vorstellen. Wenn diese Textausschnitte dann in der Seelenakademie veröffentlicht werden, können sie dort auch technisch in mehrere Sprachen umgesetzt und damit z.B. auch einem englischsprachigen Publikum nahegebracht werden. Die Quelle wünscht sich seit Jahren eine englische Übersetzung, aber Varda und ich sind nicht mehr in der Lage, ein solches Projekt voranzubringen. Der Verlag hat kein Interesse. Also stellen wir für ein internationales Publikum die Texte in Ausschnitten zur Verfügung.

Zu Anfang möchten wir die Schritte zum allerersten Leben, das die Seele in Gestalt eines Menschen auf diesem Planeten verbringt, nicht nur durch einen Text aus dem Buch, sondern angereichert durch konkrete Erlebnisse aus unserer Arbeit vorstellen.

Bis heute wird dieses Thema in unseren Traditionen von den Paradiesvorstellungen uralter Jüdischer Texte bestimmt, die ihrerseits auf noch ältere Keilschrifttexte zurückgehen und die die Christen und Moslems übernommen haben. Offensichtlich ist diese Vorstellung für den Menschen von großer Attraktivität als Gegenbild zum normalen menschlichen Elend.

Diesen Mythos kennt fast jeder, auch wenn er kein bekennender Christ ist. Der Begriff „Paradies“ stammt seinerseits aus dem alten Persien und bedeutet „Garten“. Der Vordere Orient besteht weithin aus ariden oder sogar wüstenartigen Gebieten. Eine Oase mit Bäumen und anderen Pflanzen hatte für einen Reisenden, der aus der Wüste kam, etwas Himmlisches an sich. Ein Beispiel: Die größte Oase und ein wunderbar grüner und fruchtbarer Garten in diesen Gegenden war der Ort der heutigen Stadt Damaskus. Aus den Bergen des Antilibanon herunter kommt der Fluss Barada, versickert breitflächig und ermöglicht es den Menschen, einen riesigen Garten zu schaffen. Der Prophet Muhammad weigerte sich, Damaskus zu betreten mit dem Argument, er wolle das Paradies erst nach seinem Tod kennenlernen.

Der Garten Eden, wie dieses Gebiet in der Bibel auch genannt wird, ist von 4 Flüssen durchzogen. Zwei davon sind Euphrat und Tigris. Deswegen spricht einiges dafür, dass der Ort vielleicht möglicherweise in deren Quellgebiet im Anatolischen Hochland vorzustellen wäre. Gott erschafft diesen paradiesischen Garten für die ersten zwei Menschen mit dem Gebot, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, sonst würden sie sterben. Die Schlange verführt Eva jedoch, diese Frucht zu essen und Eva gibt auch Adam davon. Sie sterben aber nicht, sondern empfinden Schuldgefühle, weil sie nackt sind, was ihnen vorher offensichtlich egal war. Sie fangen an moralisierend zu empfinden. Daraufhin werden sie von Gott aus dem Garten vertrieben und müssen fortan ein elendes Leben außerhalb des Paradieses führen.

Dieser Mythos wurde unendlich vielfältig über Jahrhunderte hinweg interpretiert: Theologisch, philosophisch, psychologisch, feministisch etc. (s. chatGPT zu Baum der Erkenntnis z.B.) Unsere Sehweise hier kann nur seelisch im Sinne der Quelle sein.

Ich möchte mich aber nicht in Einzelheiten verlieren. Dabei hilft mir ein Satz der Quelle: Religionen vertreten jeweils Teilwahrheiten. Der schwierige Begriff „Wahrheit“ bezieht sich auf das, was die Quelle als solche bezeichnet. Ich als Mensch könnte ein solche Aussage nicht machen. Für unser Thema ist hier wichtig, dass die Quelle diese Paradieserzählungen als eine missverständliche Theorie der Erstinkarnation interpretiert.

„Richtig“ in diesem Sinne ist die Idee, dass die Trennung von der paradiesischen Einheit mit der Seelenfamilie und das anschließende Verlassen des astralen Territoriums 1 in eine physische Welt der Schmerzen und Herausforderungen führt. Richtig ist auch, dass in der physischen Welt moralische Werte gelten, denn die Frucht vom Baum der Erkenntnis vermittelt ja genau diese Fähigkeit. In der damals verbreiteten Kindseele ist diese Fähigkeit schwach entwickelt, die dann aber für die Junge Seele des Monotheismus zentral wird. Die Sehweisen zweier seelischer Entwicklungszustände werden hier berührt und als im Übergang begriffen vorgestellt, was ja genau den historischen Entwicklungen entspricht.

Ein zentraler Punkt ist nun die Begründung der schmerzhaften Konsequenzen als eine Folge der Schuld der Ureltern, Gottes Verbot gebrochen zu haben. Einmal ist es bemerkenswert, dass überhaupt ein Grund angegeben wird, denn die Kindseele interessieren solche Gründe weniger, da die Götter sowieso machen, was sie wollen. Aber die Junge Seele ist zutiefst fasziniert von dieser Schuldfrage.

Es geht hier nicht um Schuld, so sehr die Junge Seele diese Argumentation auch liebt. Die Quelle sagt: Die Erstinkarnation ist vielmehr ein Akt großen Mutes. Wieso das denn?

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Erstinkarnation 1
Dauer: 16:23 min | Sprecher: Frank Schmolke