Erstinkarnation 4

Von Frank Schmolke, September 2024

Durchsage zur ersten Inkarnation

Anfangstext aus Junge Seelen, Alte Seelen

Säugling 1

Entfaltungsaufgabe: Alles ist neu

Motto: Ich sammle neuen Mut

Energien 1 + 1

Mit dem Moment ihrer Zeugung und Geburt als Mensch erlebt eine Säuglingseele, die zum allerersten Mal einen Körper bewohnt, dass alles neu und anders ist. Sie weiß nicht, wie anders – oder gar, warum. Sie begreift nicht, was mit ihr geschehen ist. Aber der Eindruck bleibt und verfestigt sich: alles ist anders als in der astralen Heimat, aus der sie stammt und die ihr so vertraut war. Wenn wir euch erklären wollen, was Zustand und Erleben einer solchen Erstinkarnation sind, können wir diese rudimentären Erfahrungen leider nur mit vergleichsweise komplexen Ausdrucksformen schildern.

Alles ist neu, alles ist anders, das bedeutet zunächst, anders ist die Seinsweise; anders ist die Bewusstseinswelt; der Energiezustand ist neu. Wo vorher (wenn von einem Vorher als Übergang von Nichtzeit in Zeit überhaupt gesprochen werden kann) ein unauflösliches seelisches Gemeinschaftliches war, besteht jetzt Vereinzelung, Fragmentierung, Trennung. Individualität und eine neu zu erlebende biologisch-genetische Identität sind das, was der Inkarnationsweg erfordert. Aber für die Säuglingseele ist dieses Neue lediglich eine verwirrende, bedrohliche und verstörende Unbegreiflichkeit, da ihr keinerlei geistige Kategorien zur Verfügung stehen, um das Empfundene und wie einen Albtraum erlebte mental zu erfassen oder gar zu verstehen.

Da ist plötzlich ein Körper. Das ist neu. Die Säuglingseele inkarniert sich mit einem vollständig funktionsfähigen menschlichen Leib. Doch sie kennt seine Funktionen noch nicht. Die Organe arbeiten, das Gehirn denkt, die Haut empfindet, der Mund lacht. Dies alles muss zum ersten Mal erfahren und erkundet werden. Die Säuglingseele setzt sich somit einem groß angelegten, risikoreichen Experiment aus, das nie Dagewesenes in ein Erfahren von wirklichem Leben und vor allem Lernen hinüberführt. Die Kreation aus einem einmaligen Leib mit einer unverwechselbaren Seele verbindet sich mit einem individuellen Geist und einer nie dagewesenen Psyche zu einer neuen Kreatur.

Das Erste, was eine neugeborene, noch niemals zuvor inkarnierte Menschenseele konkret erfährt, ist der Wechsel, der Wandel – ein beängstigendes Erkennen der Tatsache, dass nichts bleibt, wie es ist. War dieses neue Menschenkind eben noch hungrig, ist es jetzt satt. War ihm soeben noch kalt, ist ihm jetzt warm. War es vor kurzem noch klein, ist es jetzt schon größer. Es erlebt laut und leise, hell und dunkel und ein unfassbar Überwältigendes, das sich mit den fünf Sinnen und ihren Funktionen verknüpft. Dieses Menschenkind kann jetzt sehen, es kann schmecken, es kann hören, tasten, riechen und sich bewegen. Besonders der Geruchssinn überwältigt das Neugeborene, das vollkommen neue Kind so sehr, dass es versucht, diese Funktion auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und auf einen Unterscheidungsprozess von »bedrohlich« oder »geborgen« zu beschränken. Die Mutter riecht nach Geborgenheit. Ein fremder Mensch riecht nach Bedrohlichkeit.

Die Schwere, die ein Körper nun einmal aufgrund seiner Materialität mit sich bringt, wird zunächst dadurch gemildert, dass das neue Menschenkind in seinem veränderten Seinszustand viele Monate lang getragen wird. Es kann sich, anders als ein junges Fohlen, nicht allein fortbewegen. Doch die Erfahrung des völlig Neuen bezieht sich im Wesentlichen auf das Erstaunen darüber, dass es Bewegung und Fortbewegung überhaupt gibt – ein Geschehen, das einer zuvor noch niemals inkarnierten Seele unbekannt ist. Die vorhandene Körperlichkeit mit ihren evolutionsbedingt instinktiven Gesetzmäßigkeiten ist dabei gewiss eine Hilfe. Dennoch wird es eine Weile dauern, bis die bislang körperlose Seele sich in ihr zurechtfindet.

Nun geht es auf der ersten Entfaltungsstufe einer Säuglingsseele vor allem darum, das Staunen darüber, dass alles neu ist, mit einer nachhaltigen Ur- und Grunderfahrung zu verknüpfen. Nahrung wird jetzt unablässig benötigt, und so erlernt der neue Körper ein für alle Mal, dass er von nun an Nahrung brauchen wird. Das ist anders als zuvor. Ausscheidungen spielen eine wichtige Rolle. Der Spracherwerb erweitert das Kommunikationsspektrum. Weil ein Wechsel zwischen Wachen und Schlafen zur Notwendigkeit wird, lernt der neue Körper, zwischen zwei Zuständen zu unterscheiden, die beide auf ihre Weise angenehm sind.

Da mitmenschliche Nähe im körperlichen Sinne täglich und stündlich erfahren wird, begreift der neu beseelte Körper, dass es – anders als zuvor – eine neuartige Nähe gibt. Diese ist nicht wie mit den Seelengeschwistern vor der Fragmentierung einfach immerwährend und verschmolzen vorhanden, sondern dem Wechsel und Wandel unterworfen. Die Mutter nimmt das Kind auf und legt es ab. Sie nährt es an der Brust und bindet dann das Kind auf ihren Rücken. Für ein Wesen, das aus einer Dimension des stets Gleichen in eine Dimension des immerwährenden Wandels überwechselt, bedeutet dies eine grundlegende und wenig angenehme Erfahrung.

Doch dass ein Säugling mit einer Säuglingsseele über eine Stimme verfügt, die willkürliche oder bereits von einem Kernwillen gesteuerte Äußerungen vollziehen kann, und dass diese Stimme eine Reaktion bei anderen Wesen hervorruft, ist eine angenehme Erfahrung, die unter der Aufgabe »Alles ist neu« eingeordnet wird. Kraft und Energie sind jetzt abhängig, wo sie zuvor unabhängig und von einem undifferenzierten seelischen Kollektiv getragen waren; dies wird ebenfalls zu einer neuartigen Erfahrung. Abhängige Energie wird im irdisch- menschlichen Zustand durch Nahrung, Wärme, Bewegung, Zuneigung und Kommunikation erzeugt. Sexualität und Lust werden als angenehmes Erleben für immer verankert. Aber auch die Erfahrung von Angst ist vollkommen neu und muss verarbeitet werden.

Und ein Letztes wird ebenfalls als fundamental neuartig erlebt, wenn auch zunächst nur in seinen allerersten Anfängen erkundet: die Herausbildung einer individuellen Psyche, die im Wechselspiel mit anderen Lebewesen entsteht. Diese Erfahrung wirkt besonders verstörend, trennend und daher angsterregend. Die Psyche einer Säuglingseele ist dazu da, die Angst vor dem neuen, dem Wandel und dem Andersartigen in ausreichendem Maß zu verarbeiten. Denn nur wenn dieser Wechsel, dieser Wandel als revolutionäres Prinzip der Existenz bejaht wird, kann die inkarnierte Seele am Leben bleiben. Sonst muss sich ein Mensch mit einer Säuglingseele alsbald wieder von der irdisch-körperlichen Seinsweise verabschieden und in das Gewohnte der Astralwelt zurücktauchen. Allerdings findet seine Seele das kürzlich Verlassene keineswegs unverändert vor, denn durch die erfolgte Erstinkarnation wechselt sie von Territorium 1 auf Territorium 2 der astralen Welt. Dort findet sie Seelengeschwister vor, die ebenfalls bereits ein irdisches Leben hinter sich haben, durch das sie ein für alle Mal verändert wurden.

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Erstinkarnation 4
Dauer: | Sprecher: Frank Schmolke