Gott ist tot! Was jetzt?

Von Frank Schmolke, Juli 2024

Epochenbildung im seelischen Sinne

erst viele Götter - dann nur ein Gott - und was dann?

Teil 2

Heute also geht dieses monotheistische Zeitalter, wie ich es nennen möchte, langsam zu Ende. Wir sind bereits in einer neuen Übergangszeit, in der ein alter Glaube für viele nicht mehr trägt und diese Tatsache bringt eine große, sehr wenig bewusst wahrgenommene spirituelle Verunsicherung mit sich. Daher ist es interessant, diese alte Übergangszeit von den vielen Göttern zu dem einen Gott einmal daraufhin zu untersuchen, wie sie denn abgelaufen ist und ob uns das heute hilft, unsere Situation besser zu verstehen und annehmen zu können.

Diese Epoche des Monotheismus, wie ich das nenne, gilt vom 4. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert. Und wie wir alle wissen, haben die frühen Christen eine Verfolgungszeit erlitten; sie wurden aber aus Sicht der Römer eher aus politischen als religiösen Gründen vom Staat immer mal wieder verfolgt, weil sie für andere völlig unverständlich das verlangte Opfer für den gottähnlichen Kaiser ablehnten und deshalb als mögliche Unruhestifter und Staatsfeinde angesehen wurden. Manche wollten lieber nur ihrem Gott opfern oder sterben. Die grundsätzliche Angstform der kriegerischen Energie 3 ist das Märtyrertum, dem sie damals so hingebungsvoll anhingen, dass die Behörden völlig verblüfft waren – diese Leute wollten gerne sterben -, so wie heute, wenn islamische fanatische Gläubige in den Dschihad ziehen, um genauso wie damals die Christen unbedingt für den Glauben zu sterben und dafür ins Paradies zu kommen.

Es gibt einen berühmten Brief eines Römischen Statthalters an den Kaiser Titus, was er bloß mit diesen Christen machen solle, er fände an ihnen nichts Verwerfliches, diese aber wollten unbedingt verurteilt werden. Sie haben sich märtyrerhaft leidvoll und kämpferisch innerhalb von gut 300 Jahren durchgesetzt. Der Zeitraum ist nicht ganz unwichtig, von der Zeit Jesu bis zur totalen Akzeptanz des Christentums sind gut 300 Jahre vergangen. Und das vierte Jahrhundert ist besonders interessant, weil es diese Übergangszeit zeigt. Also zu Anfang des 4. Jahrhunderts, um 300, gab es noch einen sehr erfolgreichen Kaiser, Diokletian, der eine wirkungsvolle Reichsreform durchführte und der gleichzeitig die letzte große Christenverfolgung einleitete, und dabei war dieser Kaiser nach allgemeiner Vorstellung ein gottgleicher Mensch, dem wie gesagt geopfert werden musste.

Gegen Ende des 4. Jahrhunderts ist eine umwälzende geistige Veränderung im Kollektiv geschehen. Inzwischen ist nämlich der Kaiser selber ein Christ und der residierte in Mailand und der Bischof dort verbot ihm, die Kirche zu betreten und an der Messe teilzunehmen - man muss sich das mal wirklich vorstellen -, weil er ein politisches Vergehen begangen hatte. Er hatte einen kleinen Aufstand viel zu hart bestraft und der Bischof verlangte von einer kürzlich noch als göttlich verstandenen Figur öffentlich Buße zu tun. Ich möchte klarmachen, wie unglaublich die Veränderung innerhalb von knapp 100 Jahren ist, wenn sich erst einmal das Neue nach einer langen Anlaufzeit durchsetzt. Und damit beginnen auch die ersten Judenverfolgungen durch Christen und Bücherverbrennungen heidnischer Schriften durch Christen, die gewaltsam in heidnische Häuser eindringen, um „Verbrennungsmaterial“ zu finden.

Das muss man klar sagen und es ist mir überhaupt ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass manches, was wir heute am Islam verurteilen, im europäischen Mittelalter und der frühen Neuzeit in ähnlicher Form im Namen unserer damaligen Religionsauffassung geschehen ist. Ich sage das nicht, um das jetzt gegeneinander aufzurechnen, das ist nicht mein Ziel. Sondern ich sage das, weil man das nur angemessen versteht unter dem Aspekt der Evolution. Das heißt, wir haben Jahrhunderte gebraucht, um uns davon zu mehr Liebe, zu mehr Menschenverständnis hinzuentwickeln. Mohammad kam 600 Jahre später als Jesus. Manche deutsche Politiker gehen hin und mahnen zum Teil recht aufdringlich ein „modernes“ Verständnis an in einer moslemischen Gesellschaft, die diese Jahrhunderte mal eben überbrücken soll. Es ist zwar gut gemeint, aber im Grunde wenig verständnisvoll und auch nicht hilfreich, denn es stößt auf viel überflüssigen Widerstand und verständliche Verletztheit, weil hier das Prinzip, dass sich die Dinge erst einmal entwickeln müssen, missachtet und von gutgemeinten moralischen Vorstellungen überstülpt wird. Das heißt nicht, dass man Menschenrechtswerte nicht vertreten sollte, aber man muss auch bedenken, dass das Prinzip Entwicklung für den Menschen bestimmend ist und dass man eine entwicklungsmäßig frühere Einstellung nicht einfach öffentlich als minderwertig abtun kann, ohne bestimmte negative Konsequenzen von Streit und Ablehnung in Kauf zu nehmen, speziell gegenüber deutlich jüngeren Seelen, deren Ehrgefühl noch besonders ausgeprägt und empfindlich ist. Wem soll das nützen?

Also zurück zum 4. Jahrhundert. Da ist das Christentum als Staatsreligion um 400 selbstverständlich und sie bleibt es bis ins 18. Jahrhundert. Dann beginnt die Aufklärung und im 19. Jahrhundert kommt diese neue große evolutionäre Entwicklung, mit all den technischen Erfindungen und dem Verfall der herkömmlichen Religion. Das heißt, wir haben hier einen interessanten Vergleich zwischen dem Übergang von der Kindseele (Energie 2) zur Jungen Seele (Energie 3), vom Polytheismus zum Monotheismus. Heute haben wir das Ende des Monotheismus (Energie 3) in unserem Bereich und eine Übergangszeit zur Energie 4 (neutrale Gelehrtenenergie) vor uns. Das seelische System, das die Quelle uns vermittelt hat, befriedigt genau dieses neu entstehende Bedürfnis nach neutralem und moralisch nicht wertendem Transzendenzverständnis, das dafür allerdings das Prinzip dauernder Entwicklung und das Verständnis der positiven Funktion von Leid für die seelische Entwicklung impliziert. Wenn man sich einmal klarmacht, dass das damals fast 400 Jahre gedauert hat, bis sich das Neue gegen Widerstand durchgesetzt hat, dann ist es angemessen anzunehmen, dass auch unsere Veränderung, unsere Übergangszeit Jahrhunderte in Anspruch nehmen wird. Die Quelle hat das mal so ausgedrückt: Sie haben gesagt, es wird 500 Jahre dauern, bis das, was wir hier euch vermitteln, in euren Bereichen allgemein akzeptiert werden wird. Also sollte man sich klarmachen, wie Evolution denn funktioniert im Kollektiv wohlgemerkt, und das wird vermutlich hin und zurück gehen nach dem Gesetz der Pulsation. Das werden die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte zeigen.

Diese Übergangszeiten damals und heute sind nun vor allem auch geprägt von einer tiefen spirituellen Verunsicherung. Statt vieler anderer nur ein bekanntes Römisches Beispiel: Da wurde der Altar der Siegesgöttin Victoria aus dem Versammlungssaal (curia) der machtvollen Führungsschicht der Senatoren in Rom erst entfernt, dann unter einem konservativen Kaiser kurzfristig doch wieder hingestellt und letztlich endgültig abgeschafft. (s. Wikipedia Streit um den Victoriaaltar). Der entscheidende Punkt ist, dass uns eine Verunsicherungszeit bereits begleitet und weiter bevorsteht und dass die Konsequenz dieser spirituellen Verunsicherung, wie die Quelle betont, den Vielen nicht wirklich bewusst ist, aber ausagiert wird.

Nun noch etwas: diese Zeit, auf die wir uns hin entwickeln, ist eine Zeit, die von der Grundenergie 4 geprägt sein wird, einer neutralen Energie reifen Verstehens in unserem Teil des Planeten. Das Christentum war hier eine Zeit, die von der 3, von einer kriegerischen Entfaltung bestimmt wird. Da wird für die wahre Religion gekämpft und missioniert und alle anderen sind Heiden und landen in der Hölle. Bei den Polytheisten gab es keine wahre Religion, da gab es verschiedene Götter. Und da hat man sich ausgewählt, welchen Gott man um Hilfe bitten möchte. Das war nicht tolerant, weil Toleranz entsteht ja erst - Lateinisch tolerare heißt etwas ertragen - wenn man bereit ist, eine andere Meinung zu ertragen, obwohl sie nicht die eigene ist, man sich also moralisch hochwertig verhält. Darum ging es gar nicht. Es war klar, dass es verschiedene Götter gibt. Zum Beispiel der Apostel Paulus, als er nach Athen kam und da das Christentum verkündigte und dann sagte: Ich verkünde euch den einen Gott. Da haben sie gesagt: Wir haben hier so einen Tempel für den unbekannten Gott. Da haben wir uns immer schon mal abgesichert. Falls dann einer auftaucht, den wir nicht verehrt haben, können wir immer sagen, ja, da haben wir dich verehrt, aber kannten deinen Namen leider nicht. Paulus ist mit der Idee des einen Gottes völlig gescheitert vor der hohen Argumentationsfertigkeit und langen intellektuellen Traditionen der Athener.

Die Energie 4, auf die das hinausläuft, ist eine gelehrtenartige, das heißt, sie ist eine neutrale Energie. Sie sieht und versteht beide Seiten, sie missioniert nicht, sie erklärt energetisch seelische Zusammenhänge und zwar jenseits von Gut und Böse.

Eine kraftvolle Moral ist für die monotheistische Religion etwas Zentrales. Sie wird an den Himmel projiziert, Gott will das Gute und der Mensch ist böse und daher erlösungsbedürftig. Diese gut-böse Denke hat Vorteile und Nachteile. Sie hat den Vorteil, dass sie eine Art Sicherheit vorgibt. Man weiß dann, was richtig ist, man ist orientiert und es gibt eine gewisse innere Ruhe und Zufriedenheit. Nicht nur bei uns, sondern in vielen Teilen der Westlichen Welt gibt es im Moment eine starke Bewegung, die die Moral als absolute Größe nicht nur auf uns heute, sondern auf die ganze Vergangenheit ausdehnen möchte. Das führt speziell in den Universitäten zu Kämpfen, deren Ursache aus unserer Sicht eine spirituelle Verzweiflung ist. Die spirituelle Leere soll durch absolut gedachte Moral ersetzt werden. Diese ist aber kein seelisches Prinzip, es ist ein irdisches Prinzip und es ändert sich dauernd. Was vor 100 Jahren gut war, ist heute vielleicht böse und umgekehrt und wer weiß, was in 100 und 200 Jahren als gut oder böse gelten wird. Das heißt, Gut-Böse ist variabel. Es hängt von so vielen Umständen ab. Es stellt letztlich keine wirklich verlässliche Basis der eigenen Weltvorstellung dar und außerdem führt es zu dauernden Kämpfen um die „richtige“ Moral. (s. dazu auch in meiner Textsammlung zu Krieg und Frieden 3b die Meinung des Historikers Christopher Clark zu diesem Thema)

Die Welten der Seele folgen immer gleichen Gesetzmäßigkeiten. Es geht nicht um die Ablehnung der Moral, sie ist unbedingt wichtig für unser Zusammenleben. Es geht darum, dass das dahinterliegende Dual mehr und mehr begriffen wird. Ein Dual hat eine männlich dominante, objektive, mentale und strukturierende Seite (die seelischen Gesetzmäßigkeiten) und eine weiblich subjektive, emotionale, variable Seite (die Moral). Wenn man aber die Transzendenz nicht wahrnehmen kann oder will und daher alles einseitig moralisch sehen muss, entsteht als Konsequenz viel Streit um Falsch und Richtig und Gut und Böse. Daher ist die Lehre von der Seele für ältere Seelen zumindest wichtig, weil dort eine Basis ist, die unabhängig ist von Gut und Böse ohne die Notwendigkeit von Moral zu leugnen. Diese Behauptung muss allerdings im eigenen Inneren auch überprüft und bestätigt werden, um für den Einzelnen wahr zu werden. Die Energie 4 wird die neu entwickelte Epoche tragen, so wie bisher die Energie 3, in unserem Kulturkreis, muss ich immer dazusagen, die Energie der letzten knapp 2000 Jahre getragen hat und ich finde, es hilft mir jedenfalls zu akzeptieren, was ist und was geschieht, wenn ich mir diese Epocheneinteilung einmal klarmache, dass sie einer Eigengesetzlichkeit folgt und dass wir eine Zeit allgemeiner spiritueller Unsicherheit erleben.

Da ist noch ein weiterer Aspekt. Die ersten religiösen Überzeugungen, der Säuglingsseele (Animismus), Kind- und Jungen Seele sind kollektiver Art. Es ist etwas, was alle glauben, oder fast alle, und ungefähr einheitlich. Der Monotheismus ist die letzte einheitlich geglaubte Religion. Sie ist die letzte kollektiv geglaubte Spiritualität und man muss verstehen, dass die nächste Energieform der Energie 4 eine große Zahl von Alten und Reifen Seelen voraussetzt. Die Veränderung geschieht nicht wirklich durch logische Diskussion, denn die Diskussionen finden immer auf dem Seelenniveau statt, das nun gerade herrscht. Insofern kann man sagen, dass die folgenden spirituellen Überzeugungen keine Religion im herkömmlichen Sinne sein wird und Reife, das kann man einfach sagen, ist der Zustand einer zunehmenden Individualisierung. Reifen heißt, ein Individuum zu werden und auch seine Individualität nach außen zu vertreten. Für die Reife Seele ist das ein sehr langer und auch schmerzhafter Prozess. Nachdem man vorher in der späten Jungen Seele schon geglaubt hatte, angekommen zu sein, stellt sich heraus, dass das Angekommensein nur vorübergehend war und die Beherrschung der Welt eine Illusion ist. Es werden sich wie bereits offensichtlich in der Esoterik heute wie damals ganz vergleichbar in der Gnosis lauter einzelne spirituelle Bewegungen bilden, die man besucht und wieder verlässt, weil nichts mehr so endgültig und allgemein gültig ist wie früher und weil Reife und Alte Seelen suchen müssen, was für sie jeweils und jetzt stimmig ist. Neu allerdings ist, dass es viel mehr Reife und Alte Seelen als damals gibt - also modern gesprochen ein viel stärkeres energetisches Feld vorhanden ist - und modernes Channeling nüchterner und technisch kontrollierter betrieben wird. Nur so war es Varda und mir möglich, mit Unterstützung unserer kausalen Quelle diese umfangreiche neue Literatur zum seelischen Thema in die Wirklichkeit zu tragen. Dies sind die Gründe für eine dramatische Weiterentwicklung damaliger Versuche.

Also das einmal vorausgesetzt, ist eine Sehweise der Transzendenz durch Energie 4 das, was unsere Quelle für die jetzt schon vorhandenen Alten und Reifen Seelen anbietet. Man kann diese Entwicklung der reifen Ziele schon jetzt in der Esoterik beobachten. Einer neueren wissenschaftlichen Untersuchung zufolge sind unter jüngeren Mitbürgern in Westdeutschland bereits 35% Esoteriker in dem dort beschriebenen Sinne und unter Ostdeutschen fast 40%. Es wird dort eine Unterscheidung gemacht zwischen den „traditionell Spirituellen“ und deren Aberglaube und Magie, (ich persönlich würde lieber von kollektivem Okkultismus sprechen) und den „populär Spirituellen“ für die Esoterik, Zen, Mystik, New Age, und Anthroposophie als typisch angegeben werden (ich würde gerne von einer individuellen Spiritualität sprechen). (Daniel Lois, Religiosität und soziale Schichtung in Zeitschrift für Soziologie 53, 2024, S. 144ff)

Wenn da nun aber kein Gott ist, entsteht die Frage, „wer“ denn alles lenkt. Es kann aber kein personales „Wer“ d.h. „Ich“ mehr geben. Die Quelle redet davon, dass da kein Hirn ist das denkt. Ich möchte hier nach einigen Begriffserklärungen im nächsten Abschnitt mein Gespräch mit der Quelle anfügen über die Entstehung des Monotheismus bei den Israeliten, das die Hintergründe und Gesetze energetischer Art beschreibt, die nicht personal gesteuert eine solche Veränderung hervorbringen und natürlich auch auf unsere Situation heute übertragbar sind.

Es ist ja bekannt, dass die erste monotheistische Religion in unserem Kulturkreis die der Juden war und das hat sich zuerst einmal entwickelt im Exil in Babylon, 6. Jhd. vor. (man denke z.B. an den bekannten Song By the rivers of Babylon von Boney M. Der Text beruht auf einem Psalm aus dem Alten Testament.) Die jetzt eingeleitete geistige Veränderung durch die schreckliche Zerstörung Jerusalems und Vertreibung und durch die gewachsene Zahl von Jungen Seelen, die von Propheten unterstützt wurden, hat Auswirkungen bis heute. Üblicherweise übernahm ein überwältigend besiegtes Kindseelenvolk wie die Bewohner Judas die Religion des Siegers, schon aus der „Einsicht“ heraus, dass der Gott des Siegers von den vielen vorhandenen wohl der stärkere Gott sein müsse, dem man sich besser anschloss. Hier geschah aber etwas Unerhörtes. Gemäß einer ausreichenden Zahl früher Junger Seelen und auch der sie prägenden Angstvorstellung des Märtyrers (Kriegerenergie 3), eines von Schuld- und Wertlosigkeitsgefühlen geplagten Menschen (s. Die sieben Archetypen der Angst, S. 76ff) wurde die Niederlage nicht Anlass, einen fremden Gott zu übernehmen, sondern vielmehr den Sieg der anderen als Folge der Tatsache zu interpretieren, dass man die Regeln des eigenen, einen und einzigen Gottes missachtet, sich schuldig gemacht hatte und daher wohl bestraft worden war durch diese Niederlage. Auch das Siegervolk hatte nur deshalb gewonnen, weil es Gottes Befehl gehorcht hatte, die Juden zu bestrafen. Ein Gedanke von weitreichender Konsequenz, denn dieser Gott war letztlich nicht nur wie sonst üblich für ein Volk zuständig, sondern womöglich wie später bei den Christen dann für die ganze Welt. Die endgültige Ausprägung des Neuen dauerte dann Jahrhunderte.

Die besagten Propheten, so unterschiedlich und komplex ihr Anteil an dieser Veränderung auch war, fügten nun weitere wichtige Themen hinzu: Sie verstärkten diesen Gedanken dadurch, dass sie weitere entsetzliche Strafen ankündigten, wenn man nicht den Befehlen dieses einen Gottes folgen würde. Sie erhoben auch die Forderung, sich den anspruchsvolleren moralischen Gesetzen dieses Gottes zu unterwerfen und eine strengere Moral zu entwickeln, die speziell auch die Unterstützung der Hilflosen und Notleidenden als Forderung aufstellte und damit zur Überlebenskraft und Verfestigung der Gemeinschaft in der Fremde durch von Gott geforderte Regeln beitrug. Die Religionswissenschaft nennt diesen Prozess „Ethisierung“ einer Religion. Ich würde im Sinne der Quelle eher von „Moralisierung“ sprechen. Die Quelle trennt zwischen der Moral einer Gemeinschaft und der Ethik, die eine Person individuell selber entwickelt. Beim Opfer der Kindseelen ist es egal, ob du ein „guter Mensch“ bist. Jeder kann die Götter um Hilfe anrufen. Das ändert sich in diesem Kulturzusammenhang langsam und nachhaltig und in vielen Schritten, die bis heute nachwirken.

Ich möchte zu diesem Thema mein Gespräch mit der Quelle zur Verfügung stellen, das auf die jetzt ja wesentliche Frage eingeht: Wenn nach Vorstellung der Quelle kein Gott weder damals noch heute alles lenkt und nach seinem persönlichen und angeblich von Moralideen geprägtem Wesen her steuert, was bedeutet das, wenn also - um es zugespitzt mit Nietzsche zu sagen – Gott oder genauer die alte Gottesvorstellung tot und die alte moralische Strenge nicht mehr verbindlich ist…wer oder was steuert dann unsere menschliche Existenz? Manche meinen der Zufall. Die Quelle sieht das anders und dazu einige einleitende Begriffsklärungen, bevor ich das Gespräch zwischen mir und der Quelle zur Entstehung des Monotheismus als Beispiel für Evolution eines Kollektivs an sich zur Verfügung stellen möchte. Die Entstehung des Monotheismus wird dort so erklärt, dass diese Beschreibung wegen ihrer Allgemeingültigkeit auf unsere Situation übertragen werden kann. Die von der Quelle verwendeten Begrifflichkeiten entstammen erstaunlicherweise den Begriffen und damit Denkvorstellungen der Physik! Man hätte sie in früheren Jahrhunderten ohne diesen modernen geistigen Hintergrund gar nicht verstehen können. Das Gemeinsame ist nämlich einfach gesagt: Alles ist Energie. Menschen sind im Grunde Energiewesen. Alles folgt den Gesetzen, die die Energie vorgibt. Diese Sehweise ja so was von supermodern!

 

Hier noch versuchsweise ein schematischer Überblick

Kindseele

Energie 2

Spielerisch naiv

Analogie Kind

Polytheismus

Viele Götter zur Auswahl

Götter sind wie überdimensionale Elternfiguren

Jenseits ist düsterer Ort

 

Götter erwarten Opfer aber keine Hochmoral

Korrekt durchgeführtes Opfer wichtig (s. z. B. Cicero, de divinatione)

z.B. Im Römischen Reich bis zur Zeitenwende

Übergangszeit

„Ethisierung“, „sittlicher Ernst“

Selbstdisziplin

Gnosis wird bekämpft

 

knapp 400 Jahre

Junge Seele

Energie 3

kriegerisch

Analogie junger Erwachsener

Monotheismus

Ein übermächtiger Gott fordert Hingabe an seine Regeln

Jenseits ist Himmel oder Hölle

Einziger Gott fordert moralisch hochwertiges Verhalten sonst Strafe

Starke Betonung des guten eigenen Kollektivs gegenüber den bösen, gottlosen anderen

Ab ca. 400 bis 1800

Übergangszeit

„Verzweifelte Moralisierung“ Neuorientierung

 

Transzendenzverdrängung Neue Transzendenzvorstellung

ca. 500 Jahre

Reife Seele

Energie 4

Gelehrtenartig neutral

Analogie Reifer Erwachsener

 

Einzelne oder Einzelgruppen

Jenseits ist vorübergehender astraler Aufenthalt zur Erholung, Auswertung und Neuplanung der nächsten Inkarnation

Inkarnationszyklus

Individuell nach Innen gewandt

Dual Seele-Moral verinnerlicht

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Weiter mit Wie steuert Evolution?

Epochenbildung - Teil 2
Dauer: 30:54 min | Sprecher: Frank Schmolke