Gott ist tot! Was jetzt?
Monotheismus
Ein Dialog mit der Quelle:
Könnt ihr uns eine Erklärung geben, warum diese Gestalt Moses und der mit ihr verbundene Monotheismus so eine ungeheure Nachwirkung hat? Wie kommt das seelisch-energetisch zustande?
Wie wir bereits sagten, nicht durch das Wirken einer einzigen Person, eines einzigen charismatischen Führers kommt solches zustande und auch nicht durch das Einwirken transzendenter Kräfte auf eine einzige solche Person. Der Monotheismus in dem euch bekannten judäo-christlichen Kontext ist nicht entstanden als Ergebnis eines Offenbarungsaktes, sondern über viele Jahrhunderte hinweg aus einem durchaus heterogenen Substrat. Der Monotheismus in diesen Landstrichen ist entstanden aus einer allgemeinseelischen Notwendigkeit heraus. Man könnte es eine Forderung der Psyche dieser inkarnierten Seelen nennen, die sich über die Jahrhunderte verstärkt hat und sich am Ende durchsetzte.
Wir haben euch an anderer Stelle zugestimmt, dass der Monotheismus in dieser Form eine Jungseelenreligion ist, denn hier geht es um die Kreation eines Gottesbildes, das den Bedürfnissen Junger Seelen vollauf entspricht, eines Gottesbildes nämlich, das alle Züge eines mächtigen, weltbeherrschenden, strafenden und letztlich unbegreiflichen Gegenübers aufweist, wobei sich dieses Gegenüber für die einen als Freund und für die anderen als Feind erweist.
Heißt das, dass sich in diesen Landstrichen in jenen Jahrhunderten verstärkt Junge Seelen inkarniert haben, denn das scheint ja die Voraussetzung für die Entstehung des Monotheismus zu sein? Und heißt das, dass damit sozusagen eine kollektive seelische Planung verbunden ist?
Du verstehst Planung ein wenig zu eng. Vielmehr handelt es sich um Notwendigkeiten, die sich als planhaft erweisen. Es gibt niemanden, der einen Plan hat und ihn durchführt. Die Notwendigkeit bildet die Planhaftigkeit heraus. Es handelt sich um einen Vorgang von evolutivem Charakter. Die Kraft zur Gestaltung eines Neuen, Sinnhaften und den Gegebenheiten sich Anpassenden entfaltet sich aus den Bedürfnissen der Menschen heraus und findet in den transzendenten Energien dann ihre Entsprechung, wenn die Energien des Bedürfnisses und der Erfüllbarkeit sich berühren. Dies jedoch nicht wie mit einem Donnerschlag von einem Tag auf den anderen, sondern als ein träger, aber dafür umso gründlicherer Prozess, der große Menschengruppen erfasst.
Nun könnte man sich vorstellen, dass die Jungen Seelen, die sich inkarnieren wollen, sich nicht einfach gleichmäßig über den Planeten verteilen, sondern dass sie sich in bestimmten Landstrichen geballt inkarnieren und dort eine Mehrheit bilden.
Dies ist durchaus der Fall. Aber sie inkarnieren sich nicht, um ein neues Gottesbild zu entwerfen, sondern weil sie - und gerade für Junge Seelen gilt dies - weil sie, um ihre Entfaltungsaufgaben zu bearbeiten und zu erfüllen, ihresgleichen brauchen (z.B. Karma). Die Junge Seele hat ein großes Bedürfnis nach Gruppenbildung, nach einem Zusammenschluss in einer Gemeinschaft, in der möglichst viele dasselbe wollen und dasselbe glauben. Deshalb inkarnieren sich Junge Seelen dort, wo solches gegeben oder möglich ist.
Aber das setzt doch eine Absprache unter diesen Seelen voraus. Das passiert doch nicht einfach, sondern ist eine Entscheidungskonsequenz der Seelen.
Es gilt ein Prinzip der Attraktion. Deine Vorstellung einer „Absprache" setzt mentale Prozesse voraus. Solche sind nicht vorhanden. Es geht um ein Prinzip der Anziehung. Bereits vorhandene Konglomerate Junger Seelen ziehen andere an. Sie wirken als Attraktoren.
Das macht Sinn. Und warum hat es sich dann gerade in diesem Bereich so folgenreich ausgewirkt, denn sicherlich gab es anderswo auf dem Planeten auch solche Konglomerate? Wieso hat sich der judäo-christliche Gott so weit verbreitet?
Es muss auf dem Planeten für die ihn bewohnenden Menschen eine Bandbreite an Möglichkeiten religiöser Orientierung und Erfüllung geben. Wie du wohl weißt, sind polytheistische und animistische Formen überall offen oder weniger offen verbreitet. Der Monotheismus mit der für Junge Seelen typischen Strenge, Unerbittlichkeit und Ausschließlichkeit hingegen bietet solchen Seelen Halt und Entfaltungsmöglichkeiten, die aus der Unverbindlichkeit der Kindseele herausstreben, um sich in einem eher rigiden Rahmen einen neuen Weg zu suchen.
So wie uns dein Gedankengang einsichtig ist, hätte eine solche monotheistische Religion auch an einem anderen Ort auf dem Planeten entstehen können. Die Attraktoren waren aber in Kleinasien und Europa ganz besonders stark. Und wie sich eine neue Tiergattung in einem bestimmten Klima und unter bestimmten ökologischen Bedingungen herausbildet, so bilden sich auch geistige Strukturen dann, wenn die umfassenden Bedingungen dafür vorhanden sind.
Und dazu gehört sehr viel mehr als das zahlenmäßige Vorhandensein Junger Seelen. Es gehören dazu bestimmte politische Strukturen, an denen sich das neue Gottesbild orientieren und seine Parallelen entwickeln kann. Es gehört dazu eine Familienstruktur, die durch Analogie das Gottesbild stützt, aber auch wirtschaftliche und klimatische Grundbedingungen, die ihre eigene Wirkung zeitigen.
Also ich stoße da auf ein Grundproblem logischer Art meiner Denkprozesse und ich glaube nicht nur meiner Denkprozesse, dass es mir so scheint als ob in der Geschichte ein logischer Prozess am Wirken ist, der in Wirklichkeit in dieser Form, wie es sich mir darzustellen scheint, nicht existiert.
Er existiert nicht. Er kann im Nachhinein konstruiert werden, um das Bedürfnis nach Verständnis zu befriedigen. Aber von der Genese her betrachtet hat eine religiöse Grundrichtung keine Logik, keinen Plan, sondern nur einer aus sich selbst sich entwickelnden, zwingenden Notwendigkeit. Es handelt sich, wie wir sagten, um einen evolutiven Impetus, dem die betroffenen Wesen nicht widerstehen können.
Das ist interessant, weil der Mensch natürlich ein Wesen ist, das nach Sinn sucht, und ihr jetzt sozusagen eine tiefere Antwort gebt auf die Frage nach dem Sinn historischer Entwicklung, die einerseits weniger logisch klar vorstrukturiert ist, was mir als Mensch sozusagen ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit geben würde, das andererseits aber eine tiefere Dimension von „Steuerung" offenlegt.
Hier wie in vielen anderen Bereichen handelt es sich um sich selbst organisierende Systeme. Das Ergebnis einer solchen Selbstorganisation steht nicht fest, während sie sich bildet. Wir sagten, sie ist von vielen Faktoren abhängig und zugleich das Ergebnis des Zusammenspiels zahlreicher Faktoren. Aber sie ist nicht berechenbar in ihrem Ergebnis und enthält keine teleologische Ausrichtung. Die Zielsetzung ist nicht vorgegeben, weil ein Ziel nur von einem denkenden Hirn entworfen werden kann, nicht aber von einem System, dessen Teile sich neu ordnen, sich gegenseitig befruchten und etwas noch nie Dagewesenes kreieren.
Ich verstehe das jetzt besser, aber trotzdem scheint es zwei Ebenen zu geben. Nicht richtig ist die Annahme einer mentalen teleologischen Konstruktion, aber man kann andererseits sagen, es ist mit Gewissheit vorhersagbar, dass die Seelen, die sich hier inkarnieren, irgendwann das Jungseelenstadium erreichen und dann eine monotheistische Religion welcher Art auch immer herausbilden. Das ist doch vorhersagbar?
Das ist vorhersagbar, aber nicht wann und von wem.
Also gibt es doch eine Ebene der Vorhersagbarkeit und Gesetzlichkeit, die aber nicht so aussieht, wie man sich das traditionell vorstellt.
Du kannst zum Beispiel mit gutem Grund davon ausgehen, dass die zunehmende Zahl Reifer Seelen und auch die zunehmende Anzahl Alter Seelen in eurer Zeit ihre religiöse Bedürfnislage entwickeln und deshalb mit Sicherheit eine oder mehrere noch niemals vorher dagewesene religiöse Grundrichtungen oder Grundformen entwickeln werden. Welcher Art diese aber sein werden, ist nicht voraussagbar oder vorhersehbar.
Ist es nicht so, dass ihr dadurch, dass ihr uns diese Archetypenlehre gebt, diese ganze Sache mitsteuert, also Teil dieses ganzen Prozesses seid?
Wir sind ein Teil, aber ein infinitesimal kleiner.
Das verstehe ich nicht. Erläutert das bitte. Denn dadurch, dass ihr den Menschen ein solches System zur Verfügung stellt, das sich weit ausbreiten kann, nehmt ihr doch erheblichen Einfluss.
Wir nehmen Einfluss und wir tun, was wir können. Aber wir wissen auch - oder besser gesagt wir ahnen - dass wir im Hinblick auf das Ganze nur einen relativ kleinen Teil der Bevölkerung der westlichen Hemisphäre mit unseren Einsichten und Erläuterungen über die menschliche Seele erreichen werden. Die anderen brauchen sie nicht, und sie haben kein Interesse daran. Wir sind also nur für diejenigen wichtig und zuständig, die solches brauchen. Wie schon zuvor gesagt, bildet die Energie, die ein kollektives Bedürfnis hervorbringt, den Attraktor, der uns und unsere Möglichkeiten anzieht. Solange dieser Attraktor vorhanden ist, können wir das, was wir sagen wollen und wissen, vermitteln. Sowie er nicht mehr vorhanden ist, können wir nichts mehr über die Schwelle des Bewusstseins tragen. Und auch dort, wo das Bedürfnis nicht existiert, haben wir keinen Zugang.
Aber uns geht es nicht um die vielen. Selbst wenn es nur einige Tausend oder einige Hunderttausend sind - und auch das ist aufs Ganze betrachtet nicht viel, jedoch für die energetische Neuprägung einer menschlichen Gemeinschaft nicht unwichtig und möglicherweise historisch betrachtet von weitreichender Konsequenz - ist dies für uns kein Grund, weniger oder mehr zu tun oder bewirken zu wollen. Wir sind keine Politiker. Wir streben nicht nach Einfluss und Macht. Wir wirken nur in der Berührung von Energie mit Energie, von Wunsch und Sehnsucht mit Bereitschaft.
Wir möchten dir ein Beispiel geben. Die Philosophie von Kant hat viele Menschen begeistert, berührt, beeinflusst und geprägt. Wie viele von diesen haben tatsächlich Kant gelesen? Das sind die Allerwenigsten. Dennoch hat sein Denken weitreichende Konsequenzen. Allerdings wirst du in Afrika und auch in weiten Teilen Asiens vergeblich nach einem Einfluss von Kants Philosophie forschen. Bedeutet dies nun, dass die Entwicklung seiner weitreichenden Gedanken weniger wichtig ist? Wir glauben nicht, dass dies der Fall ist. Für viele im 18., 19. und 20. Jahrhundert ist und bleibt Kant wichtig und richtungsweisend. Und noch viel mehr wissen nichts von Kant, haben noch nicht einmal seinen Namen gehört, und sind doch von dem, was er erdacht hat, beeinflusst.
Ähnlich wird es mit der Lehre von den 7 Grundenergien und den seelischen Welten mit ihren weitreichenden Verästelungen sein. Wer sie braucht, wird sie tief in sich aufnehmen. Die Kunde von einer solchen Denkform wird sich auf die eine oder andere Weise verbreiten. Vieles wird zu allgemeinem Gedankengut oder gar zu Gemeinplätzen werden. Die allerwenigsten werden sich so eingehend und persönlich damit beschäftigen, dass sie daran im spirituellen Sinne wachsen. Aber das ist nicht entscheidend.
Auch wir können im Übrigen nicht wirklich absehen, wie sich das, was wir euch in diesen Jahren geben, entwickeln wird. Denn wir sind nicht in der Lage, die Myriaden unterschiedlichster Faktoren in ihrem Zusammenspiel zu berechnen. Wir dürfen wohl aber sagen, wir sind es nicht und auch niemand anders. Weder menschliche noch übermenschliche Wesen haben diese Einsichtsfähigkeit.
Wir haben uns häufig gefragt, warum diese Lehre von der Seele nicht früher gegeben wurde. Ist die Erklärung dafür, dass die Attraktoren früher nicht vorhanden waren, die euch den Mund öffnen?
Genauso ist es. Warum sollten wir reden, wenn niemand uns versteht?
Es könnten ja ganz wenige sein, die euch verstehen. Die bilden aber offensichtlich keinen ausreichenden Attraktor. Ist das richtig?
So ist es. Das Feld muss eine bestimmte Stärke aufweisen, bevor eine Resonanz ausgelöst wird.
Wenn wir also hier sitzen und ihr uns dies erzählt, ist dieser ganze Vorgang - ohne dass Varda und ich uns dessen bewusst sind - davon abhängig, dass dieses Attraktorenfeld existiert?
So ist es.
Ich danke euch.
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