Krieg und Frieden - Einleitung
Im Folgenden möchte ich über ein besonders anspruchsvolles Thema sprechen, nämlich Krieg, Gewalt und Friedfertigkeit. Um es ganz klar zu Anfang zu sagen, die Quelle ist der Ansicht, dass Krieg und Gewalt unverzichtbare Aspekte menschlichen Lebens sind und wesentlich zur menschlichen Entwicklung zu mehr Liebe und mehr Erkenntnis beitragen.
Diese Sehweise ist wahrscheinlich für manche erst einmal schockierend. Daher habe ich sie gleich an den Anfang gestellt, um dann diese Aussage aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Ich bitte um Verständnis, dass eine solche Betrachtung auf konkrete historische Beispiele angewiesen ist, um etwas anschaulich zu machen. Ich bitte mit mir in dieser Hinsicht Geduld zu haben. Aus Geschichte kann man nur lernen, wenn man sie auch kennt.
Einmal ist wichtig, dass das Entsetzliche und Grauenhafte natürlich überhaupt nicht zu leugnen ist. Es geht aber darum, dass eine veränderte Perspektive auf dieses Phänomen unter Umständen hilfreich ist, weil bisher die allgemeine Ansicht ist, dass Krieg etwas völlig Sinnloses ist. Und die Quelle sagt: Krieg ist deshalb schon sinnhaft, weil er eine besondere Herausforderung an die Liebesfähigkeit des Einzelnen und außerdem automatisch bestimmte hochintensive Erfahrungen zur Verfügung stellt. Und diese Erfahrungen sind notwendige Voraussetzungen dafür, dass sich eine menschliche Seele entwickelt. Aus dieser Perspektive ist Krieg alles andere als sinnlos.
Ich behaupte also, auch die persönliche Einstellung bestimmt das Erleben und die Verarbeitung mit. Ich erinnere an die Aussage der Quelle, dass der Geist es ist, der die negativen Auswirkungen der angstvollen Psyche zu entwirren versucht. Lasst uns das versuchen.
Es ist bei uns weithin noch üblich anzunehmen, dass jeder nur ein Leben hat. Im Grunde heißt das, dass der ganze Sinn der Existenz diesem einen Leben aufgeladen wird. Aus der Sehweise der Quelle ist es so, dass die Seele etwa an die hundert einzelne Leben erfährt und dass jedes Leben spezielle Erfahrungen zur Verfügung stellt, um letzten Endes diesen Inkarnationszyklus erfolgreich abschließen zu können. Die 35 Entwicklungsstufen der Seele über etwa 10.000 Jahre hin kann man im Detail nachlesen in unserem Buch Junge Seelen, alte Seelen, wo jede dieser 35 Entwicklungsstufen 5 bis 6 Seiten Text umfasst, um möglichst genau zu erklären, worum es sich jeweils handelt. Eine Weltneuheit! Eine solche Sehweise und die Tatsache, dass einer Seele nichts geschehen kann selbst wenn einem eine Atombombe auf den Kopf fallen sollte, kann eine Auswirkung auf die Einstellung zum Krieg zur Folge haben.
Ein weiterer Aspekt ist Folgender. Wir sagen ja, dass der Sinn unserer Existenz damit zusammenhängt, dass Seelen unserer Art sich mit Säugetierkörpern verbinden, weil sie diese brauchen, um eine Entwicklung durchmachen zu können. Und Seele ist nur an Entwicklung, nichts anderem, interessiert. Wenn man das noch mal in den Blick nimmt, dann ist wichtig zu begreifen, welchen Gesetzmäßigkeiten Entwicklung unterliegt. Und eines der Hauptgesetzmäßigkeiten ist die Pulsation. Das heißt, wir lernen dadurch, dass wir Gegensätze erfahren. Also zum Beispiel wenn man mal schaut, wie die Hitlerzeit war. Da ist ein großer Gegensatz zu dem, was wir heute haben. Also heute betonen wir, dass die Individualität jedes Einzelnen. Damals war der Einzelne völlig dem Ganzen untergeordnet. Kinder waren von Anfang an in staatlichen Organisationen. Die Knaben wurden auf den Krieg vorbereitet und die Frauen und Mädchen sollten Dienen und Helden gebären. Von Individualität war da wenig die Rede. Jetzt ist eine Pulsation in Gang gekommen, dass das Gegenteil betont wird. Und die Individualität ist äußerst wichtig. Und die Empfindlichkeit jedes Einzelnen muss mehr beachtet werden. Und vor allem ein langsam schon extremes Freiheitsbewusstsein, das davon ausgeht: "Ich darf eigentlich alles. Mir soll niemand hineinreden", ist sozusagen Teil dieser Gegenbewegung, die jetzt aber auch ideologisch sehr gut dazu passt: "Ich verbreite so viel Gewalt, wie es mir passt. Mir ist einfach danach." Diese Dinge greifen ineinander. Also Pulsation, das Wechseln der kollektiven geistigen Grundeinstellung, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir uns entwickeln. Wenn dauernd alles gleich bleibt, ist keine Entwicklung möglich.
Dazu noch eine Überlegung der Quelle. Sie sagen: Der 2. Weltkrieg war besonders grauenhaft. Im Sinne der Pulsation bedeutet das, dass auch die friedliche Gegenpulsation ungewöhnlich lange dauert. Aber wenn immer mehr Junge Seelen nichts mehr vom Krieg wissen, entsteht ein neues Bedürfnis nach Gewalterfahrung. Und das ist genau was wir seit einigen Jahren an unserer Gesellschaft erleben. Wir sind in Gefahr, diese außergewöhnlich lange und wunderbare Friedenszeit als „normal“ zu betrachten und diese angebliche „Normalität“ als etwas Selbstverständliches einzufordern.
Ein weiterer Aspekt ist, dass alles Lebendige auf diesem Planeten einem Kampf ausgesetzt ist, einem Überlebenskampf. Natur ist dauernder Kampf. Und das ist sinnhaft, weil in diesem Kampf steckt natürlich auch eine umfassende Entwicklungsmöglichkeit. Weil sich immer der Eine durchsetzt, der unter den jetzigen Bedingungen am besten überlebt. Man kann das gut oder schlecht finden. Es ist einfach eine Gesetzmäßigkeit des Lebens und Überlebens auf unserem Planeten und es geschieht dauernd und überall.
Wir sind Teil der Natur. Lange hat die Technik sozusagen uns etwas überheblich gemacht. Und die Erkenntnis, dass wir Teil der Natur sind und der Natur ausgeliefert sind, bedeutet aber auch, dass wir die Gesetzmäßigkeiten der Natur von Überleben auch mit berücksichtigen sollten als einen Teil unserer Existenz. Wichtig wäre noch zu sagen, dass Kampf auch wieder mit einem Dual zu tun hat. Es gibt nämlich nicht nur Feinde, sondern auch Freunde. Ein großer Baum sieht so kraftvoll aus, überlebt aber nur durch eine Zusammenarbeit mit bestimmten Pilzen im Boden. Der Feind Russland und der Freund USA. Viren und Bakterien können uns töten. Aber in unserem Darm gibt es Milliarden Kleinstlebewesen, die unser Überleben sichern. Ein Dual.
Wir sind ein Teil der Natur. Ein Beispiel der Quelle hierzu: Sie sagen, ihr habt dauernde Kämpfe mit Erregern, die von außen auf euer System eindringen, Gifte, Viren, Pilze, Bakterien und was immer. Und ihr könntet nicht überleben ohne ein gut funktionierendes Immunsystem. Das ist Teil unserer Natürlichkeit, unseres Körpers. Das heißt, sich zu wehren gegen Eindringlinge ist überlebensnotwendig. Und ein schlechtes Immunsystem führt sehr schnell zum Tod. Das ist ja das Problem bei AIDS. Diese Krankheit an sich tötet einen nicht. Aber sie reduziert das Immunsystem so stark, dass man an irgendeiner an sich kleineren und gut zu bewältigenden Krankheit stirbt. Das heißt, Abwehrbereitschaft gehört zu unserer natürlichen Existenz. Die Quelle drückte das einmal so aus: Aggressivität ist das halbe Leben. Das gilt auch für Frauen. Hier ist nicht Gewaltausübung gemeint, sondern die Fähigkeit Ziele zu verfolgen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass dies ein Planet junger Seelen ist, also der Energie drei. Und junge Seelen verwirklichen sich dadurch, dass sie kämpfen. Sie kämpfen gegen die anderen. Sie suchen jeden Anlass zum Kämpfen. Das war früher sogar schlimmer. Also zum Beispiel zur Zeit der Römer gab es Gladiatorenkämpfe, wo Menschen abgeschlachtet wurden zur Vergnügung der Massen. Da sind wir ein kleines Stück weiter. Bei uns ist es heute Fußball und Fernsehen. Aber auch da wird der Kampf und der Sieg ungeheuer ernst genommen. Also junge Seelen müssen eine Kampf-, Sieg-und Niederlageerfahrung machen von hochintensiver Art, damit sie darüber hinauswachsen. Das ist eine Konsequenz des Gesetzes der Entwicklung.
Aber dazu gehört auch noch eine Sehweise, dass die älteren Seelen, und an die ist ja hauptsächlich die Botschaft gerichtet, dass diese älteren Seelen das hinter sich haben. Nur wenn man mal hinfühlt, man hat das alles auch gemacht. Das ist das Eine. Und man brauchte es für die eigene Entwicklung. Kann man jetzt anderen vorwerfen, dass sie diese Entwicklung auch machen müssen? Und Betonung liegt auf müssen. Es ist keine Freiheit. Dass zum Beispiel einige junge Leute nach Syrien zum IS gegangen sind, hat die Psychologen beschäftigt, und sie konnten einfach nichts Gemeinsames feststellen. Ja, es ist kein psychisches Phänomen, sondern ein seelisches. Dass sich manche eine Möglichkeit suchen, wo diese Kampfsituation ganz extrem ausgeprägt ist, weil sie es für ihre seelische Entwicklung brauchen.
Das heißt ja nicht, dass wir als ältere Seelen uns dem total unterwerfen müssen. Aber für uns ist es eine Liebesherausforderung, wie wir mit diesem Bedürfnis und Bewusstsein der Jungen Seelen umgehen, um das Zerstörerische, das sich daraus ergibt, ein wenig aufzufangen. Andererseits hat die Quelle gesagt, diejenigen Jungen Seelen, die jetzt die Natur so zerstören, werden später als frühe Reife Seelen automatisch einen unwiderstehlichen Impuls entwickeln, wie sie der Natur helfen können. Jetzt ist es wichtig, das ist keine Strafe. Dieses Strafdenken ist ja für die Junge Seele und den Monotheismus etwas ganz Zentrales. Nein, es ist keine Strafe. Es ist eine seelische Pulsation, eine Gegenbewegung, die sich aus der vorherigen Erfahrung ergibt.
Ein weiterer Aspekt ist aus meiner Sicht, dass diese Zerstörung des Planeten auch dazu führt, dass wir uns natürlich unendlich viel Neues einfallen lassen müssen, um dem zu begegnen. Wenn wir jetzt also auch noch Krieg haben, dann wird diese Einfallsherausforderung immer größer. Und dabei gibt es einen Aspekt, dass Krieg immer die materielle, technische Entwicklung gefördert hat, von ganz frühen Zeiten an.
Also Deutschland ist ja ein Land, das es ursprünglich im karolingischen Reich gar nicht gab. Dann hatte Karl der Große, der Vater Europas, der übrigens durch lebenslange äußerst blutige Kriege ein riesiges Reich zusammenerobert hat, das dann wieder zerbrochen ist. Und es fiel zurück auf eine frühere Organisationsstufe, nämlich die Stämme. Und dann gab es wieder die Bayern und die Thüringer und die Sachsen. Und jetzt kam der Krieg, und zwar in Gestalt der Ungarn. Der Westen wurde immer wieder bedroht von den Menschen, die sich in der großen eurasischen Steppe entwickelt haben, mit sehr harten Lebensbedingungen, und dann auf Beutezug nach Westen gezogen sind. Und das Entsetzliche an diesen Ungarn war, dass sie technisch überlegen waren. Was heißt das? Sie hatten einen Bogen, der weiter schießen konnte als der der Germanen, ein sogenannter Kompositbogen. Und außerdem hatten sie diese kleinen Pferdchen und waren überaus beweglich. Und da stand also dieses Heer der Germanen. Und die sind da lustig herumgeritten und haben aus unerreichbarer Entfernung Pfeile abgeschossen. Das war furchtbar.
Nur muss man auch sagen, dass Krieg die Entwicklung von Kollektiven befördert. Denn man merkte, jeder einzelne Stamm alleine kann sich nicht verteidigen, wir brauchen einen König. Also wurde ein Sachsenherzog zum ersten Deutschen König gewählt und nach einigen Veränderungen hat sein Sohn dann eine Schlacht bei Augsburg über die Ungarn gewonnen. Und bei den Juden im Alten Testament ist etwas ganz Ähnliches passiert. Die haben auch ihren ersten König gefordert, weil sie gegen die Philister und deren härtere Eisenwaffen mit ihren weicheren Bronzeschwertern nicht mehr ankamen. Also die nächsthöhere Organisationsform Königtum entsteht z.B. durch Druck von außen und durch Krieg.
Oder nehmen wir noch ein jüngeres Beispiel. Da gab es einen Streit in Deutschland, im 19. Jahrhundert, wer nun dieses Land führen sollte. Und da gab es die Preußen und dann gab es die Österreicher. Und das wurde durch einen Krieg entschieden, Königgrätz, 1866. Und warum haben die Preußen gewonnen? Sie hatten die besseren Gewehre. Sie konnten dreimal so schnell schießen. Und die Österreicher haben verloren. Technik und Krieg, das heißt, Entwicklung von Technik und Krieg, hängen eng zusammen.
Bis zum 2. Weltkrieg war ein Wettrüsten, wer mehr tolle große Schlachtschiffe hatte. Aber technisch gesehen wurden dann riesige Flugzeugträger entwickelt und die Luftüberlegenheit entschied die Schlacht und die großen Schlachtschiffe wirkten wie veraltete Sauriere. Diese Flugzeugträger ermöglichten den Überfall auf Pearl Harbour und die Admiräle mussten sich umstellen, wo ihnen doch ihre Schlachtschiffe so lieb geworden waren. Heute sind es die Drohnen die mal eben ein teures Schiff versenken können.
Das Internet wurde ursprünglich vom amerikanischen Verteidigungsministerium (genauer der DARPA) entwickelt. Das heißt, diese Dinge hängen eng zusammen. Und ich möchte einen antiken Philosophen, den ich sehr schätze, nämlich Heraklit, zitieren: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge." Und ich würde das gerne neu übersetzen als, der Krieg fördert die kollektive Entwicklung.
Wie war das noch mit England und Hitler? Churchill warnte vor Hitler, wurde aber nicht ernst genommen. Warum? Es war nach dem Ersten Weltkrieg eine Stimmung im Land: Nie wieder Krieg. Verständlich und die Regierung wollte ja auch wiedergewählt werden und folgte diesem Bedürfnis. Britannien hatte die Blüte seiner Jugend verloren und bis heute ist dort der Erste Weltkrieg viel präsenter als bei uns. Jedes Jahr gibt es diesen poppy day, wo jeder eine stilisierte Mohnblume an der Kleidung trägt, um an die Blutopfer im Stellungskrieg in Flandern zu erinnern. Hitler wurde besänftigt bis er trotz allem Entgegenkommen den Krieg gegen Polen begann genau an dem Tag, als Churchill Premierminister wurde. Nun stand England am Abgrund. Die Atlantikküste war in Deutscher Hand und als Nächstes wollte Hitler England erobern. Dazu brauchte er aber die Lufthoheit. Unter Aufbietung der allerletzten Kräfte konnte von jungen Piloten verschiedener Länder das Schlimmste verhütet werden: The Battle of Britain. Die erschreckende Ähnlichkeit mit Putin und uns heute ist doch offensichtlich, wenn auch noch nicht so bedrohlich.
Nun ist es so, dass viele reifen und die alten Seelen sich eine friedliche Welt vorstellen. Das ist verständlich. Und es wird auch umso verständlicher, je mehr Kontakt sie zur Transzendenz ganz natürlicherweise haben. Aber ich möchte mal auf ein Land hinweisen, in Europa, das nicht am 2. Weltkrieg teilgenommen hat. Das ist die Schweiz. Die Quelle sagt, das ist ein Land, das einen relativ hohen Anteil an alten Seelen hat. Das heißt also, das Bedürfnis, sich in einen Kampf einzulassen, ist sehr viel geringer. Nur wenn man jetzt mal die Schweiz ansieht, das führt nicht dazu, dass die alle Friedensgesänge singen, sondern ganz im Gegenteil. Jeder Schweizer Mann, der körperlich fähig ist, muss zur Armee und muss eine gewisse Zeit lang auch immer wieder Auffrischungsübungen machen. Das heißt, die Schweiz, obwohl so viele alte Seelen da sind, ist abwehrbereit. Ich denke, das könnte man vielleicht eher als ein Vorbild sehen, denn es ist ja Eines einleuchtend. Je abwehrbereiter jemand ist, umso länger überlegt sich ein Gegner, ob er wirklich angreift. Aber das kostet Geld und fordert Verzicht. Wir Deutschen haben viele Jahre möglichst wenig Geld für Verteidigung ausgegeben und uns unter dem militärischen Schutzschirm der USA sicher gefühlt. Das hat viel Geld gespart. Der amerikanische Steuerzahler hat das finanziert. Dafür haben wir dann unseren Wohlstand ausgebaut. Und das mit hehren moralischen Gründen: Wir wollen keinen Krieg finanzieren. Wenn schon Moral, dann vielleicht nicht unbedingt Doppelmoral unter dem Deckmantel erhabener Ideale.
Und zum Schluss noch ein Hinweis auf eine wesentliche Sache. In unserer Gesellschaft ist eine gewisse Tendenz, eine Werthaltung über moralische Bewertung herzustellen. Also: "Das ist gut, das ist schlecht. Und Krieg ist schlecht und deswegen böse und darf nicht sein." So einfach. Ich möchte ein kleines Beispiel bringen, das ich neulich im Fernsehen gesehen habe. Da war eine Sendung über den Kaiser Augustus, also den ersten Kaiser der Römer, der zur Zeit Jesu lebte. Und die 100 Jahre vorher hatten die Römer einen furchtbaren Bürgerkrieg, weil das riesig gewachsene Reich mit der herkömmlichen politischen Struktur des Landes nicht mehr gut organisiert werden konnte. Und es kam dazu, dass statt der Entscheidung des Senats einfach so ein General mit seinen Truppen einmarschiert ist, die Stadt Rom übernommen hat, und dann gemacht hat, was er wollte. Also das war Teil des Bürgerkrieges. Und der letzte dieser Generäle ist ja der bekannte Caesar, der das auch gemacht hat. Der hat den Rubikon überschritten und hat sich in Rom eingerichtet als Alleinherrscher. Und jetzt gab es Republikaner, Leute, die die alte Ordnung aufrechterhalten wollten. Und die haben ihn umgebracht. Nur Caesar hatte in seinem Testament einen Großneffen als Nachfolger bestimmt, der hieß Octavian. Der bekam nachher als Kaiser den Ehrennamen Augustus, der Erhabene.
Und jetzt war der Kommentar im Fernsehen interessant. "Dieser junge Mann Octavian war ja ganz furchtbar, weil er war so grausam war. Er hat so furchtbar grausame Kriege geführt. Aber nachher hat er sich Gott sei Dank gebessert und wurde ein Friedenskaiser. Das ist schön. Ja, nur das eine geht nicht ohne das andere, oder? Wenn ich Frieden in meinem Reich herstellen will, dann muss ich die Kontrolle haben. Und wie kriege ich die Kontrolle? Mit Gewalt. Das heißt, Gewalt und Friedfertigkeit sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Und die Menschheit hat immer versucht, größere politische Einheiten herzustellen, mit Gewalt. Um dann nicht nur die Macht zu haben, sondern auch ein Gebiet zu haben, das befriedet ist. Ein Gebiet zu haben, in dem Handel und Wohlstand steigen. Und ein Gebiet, in dem tendenziell zumindest Recht und Ordnung herrscht. Das ist im Interesse der Allgemeinheit. Aber dazu muss ich erst mal die Kontrolle haben. Das heißt, diese moralisierende Verurteilung von Gewalt hat Angst die Realität so zu sehen wie sie erschreckenderweise tatsächlich ist, dass Gewalt und Friedfertigkeit zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Sie gehören zusammen. Es ist ein Dual. Die friedliche Einigung Europas ist genau deswegen etwas so Neues und Besonders!
Und ich möchte hier noch mal darauf hinweisen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die dazu neigt, moralische Urteile als wesentlich und grundsätzlich anzusehen, was sie aus unserer Sicht nicht sind. Es gibt die moralische Welt und es gibt die seelische Welt. Und sie spielen zusammen. Und das Moralische auf den seelischen Bereich zu übertragen, wie es der Monotheismus macht, indem sie einen angeblich guten Gott und die bösen Menschen gegenüberstellen macht für viele keinen Sinn mehr. Ich möchte jetzt aber im Folgenden dazu einmal die Quelle zu Wort kommen lassen.
Eurer an Sinnlosigkeitsempfindungen leidenden Gesellschaft ist es von unschätzbarem Vorteil, die Gesetze der Sinnhaftigkeit menschlicher Existenz im Seelischen zu suchen und zu finden und sie abzutrennen von der Empfindungsform, die auf psychischen Gegebenheiten beruht.
Mit anderen Worten: Ein Mensch, der seine Seele mehr und mehr als einen Faktor seiner Realität begreift, wird es nicht so schwer haben, in seiner Existenz als Ganzer einen Sinn zu erspüren.
Dies aber wird ihm oft schwerfallen, wenn er sich nur auf die Perspektive seiner oft traurigen, sich verloren fühlenden oder geschädigten Psyche beruft.