Psyche - Einleitung
Es klingt wie Spott, einen Schmerz durch die Erwägung, dass man zum Leiden geboren sei, besänftigen zu wollen.
Montesquieu (1689-1755) französischer Philosoph
Psyche 1 - Einleitung
Das Thema, das ich als nächstes bearbeiten möchte, ist die menschliche Psyche. Allerdings ist das Thema so umfangreich und differenziert, dass ich es nicht einfach mal eben zusammenfassen kann. Ich möchte also so vorgehen, dass ich eine Einleitung gebe als Hilfestellung und da einige Grundaussagen schon einmal vorstelle und dann in drei weiteren Abteilungen die Durchsagen und Informationen zur Verfügung stelle, die in diesem Kontext relevant sind.
Die einzelnen Abteilungen sind:
1. Einleitung
2. Fünf grundsätzliche Texte zum Thema Psyche
3. a. psychische und seelische Entwicklung allgemein
b. Abhängigkeit der psychischen von der seelischen Entwicklung
4. Praktische Beispiele
Also fange ich diese Einleitung damit an, dass das Menschenbild der Quelle ja aus vier Dimensionen besteht: Körper, Geist, Seele und Psyche. Die Psyche arbeitet im Zusammenspiel mit diesen anderen Teilen des Menschen. Sie ist ein nicht-materielles Organ, also man kann es nicht sehen. Aber es hat seinen Sitz in der Energieschicht um den Körper herum, die man auch Emotionalkörper genannt hat. Und sie ist durchaus spürbar für jemanden, der ein wenig sensibel ist. Etwa zehn Zentimeter vor der Haut wird diese Psyche als ein gewisser Widerstand spürbar. Wenn die Psyche Angst bekommt, dann breitet sie sich meterweise aus und diese Angst ist dann auch ansteckend, wenn ein Mensch sich in einer größeren Gruppe befindet. Und deswegen können Ängste in Gruppen ganz schnell überspringen und eine Panik erzeugen.
Die Psyche verarbeitet alle Arten von Bedrohung und zwar auch solche, die nur eingebildet sind. Oder bestimmte geistige Konzepte wie die Hölle oder Strafen oder Erinnerungen von früher. Und dann allerdings auch massive, direkte körperliche Bedrohungen. Man muss auch zur Ergänzung sagen, dass die Psyche auch Freude verarbeitet, speziell Freude, die von der Seele zur Verfügung gestellt und damit wird ein gewisser Ausgleich geschaffen zwischen Angst und Liebe.
Eine kranke Psyche entsteht dann, wenn ein Mensch eine Psyche hat, die sich nicht mehr von der Angst befreien kann. Dann reagiert der Körper durch sichtbar deutliche Phänomene wie Ausschläge, chronische Erkrankungen, Krämpfe, Erstarrung und vieles andere. Der Körper hat eine große Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten. Und dann braucht jemand Hilfe. Diese Hilfe muss nicht moderne Psychotherapie sein. Es können auch traditionelle Heiler sein, vor allem eben Menschen, die Liebesfähigkeit besitzen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen.
Die Quelle vergleicht die Psyche mit einem fehlerhaften Magnetspeicher, der vom Gehirn informiert wird und der hauptsächlich verzerrte Informationen speichert. Und das geschieht deswegen, damit Bewusstheit dadurch entstehen kann, dass der Geist diese verzerrten Wahrnehmungen entzerrt. Angsterfahrung ist eine zentrale Voraussetzung für unsere Sehnsucht, immer mehr Liebe zu entwickeln. Ein Magnetspeicher ist übrigens z.B. ein Tonband oder eine Kreditkarte.
Je älter eine Seele ist und je mehr Inkarnationen sie schon hinter sich hat, umso leichter fällt es ihr, den Geist einzusetzen, um die Ängste zu entzerren. Und die ganze Arbeit von Varda und mir ist im Grunde ja eine geistige Arbeit gewesen. Wir haben geistige Anregungen zur Verfügung gestellt und Einsichten über die seelische Struktur, die geholfen haben, Ängste zu entzerren. Es ist wichtig, diese Funktion des Geistes und des Geistigen zu verstehen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Teile der Psyche nicht mit dem Körper sterben, sondern an die Seele gebunden bleiben und daher mit ihr wieder inkarniert werden. Also entscheidend ist der Punkt: Ohne eine Psyche mit ihren angstvollen Wahrnehmungen kann eine Seele nicht lernen, zwischen Angst und Liebe zu unterscheiden. Sie ist unangenehm, aber absolut zentral für unseren Entwicklungsprozess.
In der christlichen Theorie der Transzendenz werden diese Ängste „Sünden“ genannt. Diese Sünden haben zum Teil die gleichen Namen wie die Ängste, z.B. Gier oder Hochmut. Das kommt daher, dass moralische Werte, also Gut und Böse mit der Transzendenz verbunden werden und Gott dabei gut ist und der Mensch leider böse und zwar, die logische Erklärung, weil er im Paradies – sprich astrales Territorium 1 - ungehorsam war, und Gottes Befehl nicht vom Baum der Erkenntnis! zu essen, nicht beachtet hat und den Hintergrund von Moral verstehen und wie Gott werden wollte (Gen 3,5).
Dieses gegen die Transzendenz aufbegehrende Verhalten wurde bei den alten Griechen Hybris, Übermut, genannt und auch dort von den Göttern streng bestraft. Dazu eine kleine Geschichte aus dieser geistigen Welt der Kindseele (Energie 2), in der sich Götterfiguren in mythischen Geschichten wie übermächtige Elternfiguren verhalten: Die Göttin Athene wollte lernen, Flöte zu spielen. Dieses alte griechische Instrument bestand aus zwei Röhren und musste am Kopf festgebunden werden. Als die Göttin in den Spiegel sah erschrak sie, denn sie fand sich so hässlich mit aufgeblasenen Backen. Eine sehr weibliche Reaktion der Göttin. Also schenkte sie das Instrument dem Marsyas, der dann in seinem Übermut - Hybris – damit den Gott Apollo zum musikalischen Wettstreit aufforderte und verlor. Die Strafe war, dass der Gott ihm bei lebendigem Leib die Haut abzog. Also da ist die Vertreibung aus dem Paradies ja noch vergleichsweise freundlich, allerdings auch existenziell und kollektiv bedeutsamer, denn wegen Adams Verstoß wurden alle seine Nachkommen (Adam bedeutet Mensch also alle Menschen) mit der Sündhaftigkeit bestraft.
In dieser christlichen Vorstellungswelt werden die Folgen der Angst als das Eigentliche verstanden. Ein tieferes Verständnis von Angst ist für Kind- und Junge Seelen nicht nachvollziehbar, da ihre Innenschau kaum entwickelt ist und vorzugsweise das als real wahrgenommen wird, was im Aussen sichtbar wird.
Ich möchte nicht die Meinung unterstützen, dass diese Sehweise der verschiedenen Religionen angeblich falsch ist. Die monotheistischen Religionen folgen der Energie 3, d.h. sie sind kämpferisch und missionieren und verlangen Unterordnung. Für diese seelische Entwicklungsstufe ist diese Theorie hilfreich, auch wenn sie aus ihrer Kampfhaltung heraus die absolute Wahrheit zu besitzen glaubt. Die Quelle sagt, dass alle Religionen Teilwahrheiten sind, was man an diesem Beispiel gut sehen kann.
Die Quelle sagte einmal zu mir: Die Seele ist an objektiver Wahrheit nicht interessiert. Ich war schockiert. Heute verstehe ich besser, dass die Seele ausschließlich an Entwicklung interessiert ist und für mich folgt daraus, dass Religionen eine Funktion haben für ein bestimmtes seelisches Entwicklungsalter.
Um es ganz einfach zu sagen: Wir sind alle Menschen, egal wie alt von der Seele her. Und alle Menschen brauchen zweierlei: Auf der emotionalen Seite Trost, denn das Leben kann extrem grausam, ungerecht und leidvoll sein. Das duale Gegenstück dazu ist die intellektuelle Seite, in der ein geistiges Konstrukt der „unsichtbaren Welt„ angeboten wird. Beide zusammen sind immer schon wichtige „Überlebenshilfen“ gewesen, denn letztlich ist das, was wir erleben, eine Konsequenz der Tatsache, dass unsere Seelen diese Körper gewählt haben und für ihre Entwicklung nutzen. Da ist es nur folgerichtig, dass die seelischen Welten auch den Trost und die geistige Vorstellung bejahen, die unsere Fähigkeit unterstützt, dieses Leben auch durchzustehen.
Verschiedene Entwicklungsstufen brauchen verschiedenen Trost, so wie man analog gesprochen ein Kind anders trösten muss als einen Erwachsenen. Eine Kritik dieser geistig-spirituellen Angebote ist sinnlos, denn sie verkennt, dass diese Sehweisen sich konsequent aus den Entwicklungsstufen ergeben und daher einer Gesetzmäßigkeit folgen und es macht keinen Sinn, Gesetzmäßigkeiten moralisch zu bewerten. Man kann auch ein Kind sinnvollerweise nicht verurteilen, dass es sich moralisch gesehen nicht wie ein Erwachsener verhält. Wenn jemand ein Kind verurteilen wollte, warum es denn immer noch nicht seinen Lebensunterhalt selbst verdient wie ein Erwachsener, würde man diesen Verurteiler selber verurteilen. Entwicklungsstufen folgen inneren Gesetzen, die nicht von moralischen Wertungen abhängen.
Es ist eine Forderung an die Liebesfähigkeit älterer Seelen, dies zu verstehen und nicht nur immer von sich ausgehend die herkömmlichen Religionen zu verurteilen, weil sie „für mich nicht mehr stimmen“. Das heißt aber doch nicht, dass dies auch für andere gelten muss und ehrlich gesagt kann man für sich so viel lernen, wenn man freundlich interessiert betrachtet, wie jüngere Seelen mit diesen gleichen Grundbedingungen des Menschseins umgehen.
Ich möchte hier einen kleinen Text anhängen. Er stammt von einem international berühmten Theologen und Papst, Joseph Ratzinger, einen Mann den ich persönlich nicht nur für tief gläubig, sondern auch von großem geistig-geistlichen Format und sehr inspiriert erlebe. Er selber wollte nichts anderes sein als ein Professor der Theologie. Er liebte die Arbeit mit den Studenten und diese Liebe wurde erwidert. Er war allerdings so überzeugend in seiner Arbeit, dass ihn sein Kardinal als Berater zum zweiten Vatikanischen Konzil mitnahm, wo er einen starken Eindruck hinterließ. Als Konsequenz wurde er vom Papst ganz gegen seinen eigenen Wunsch zum Bischof von München ernannt, und in kürzester Zeit auch zum Erzbischof und Kardinal. Nach 2 Jahren wollte der Papst ihn nach Rom holen, aber er weigerte sich, weil er die in München angefangene Arbeit zu einem gewissen Abschluss bringen wollte. Aber kurze Zeit später musste er doch ein „Ministerium“ im Vatikan übernehmen, das ihm unter anderem auch sehr viel Kritik einbrachte. Zum Schluss war er der eindeutig beste Anwärter für den nächsten Papst und wurde schnell und mit großer Mehrheit gewählt. All dies entsprach nicht seinen persönlichen Wünschen.
Aber fast noch eindrucksvoller war seine Entscheidung als erster moderner Papst von diesem Amt zurückzutreten, was großes Aufsehen erregte, da sein Vorgänger seinen persönlichen geistigen und körperlichen Verfall öffentlich zur Schau getragen hatte und dafür als ein Märtyrer auf dem Papstthron verehrt wurde. Eine solche für viele unfassbare Entscheidung kann ein Mensch in dieser Position gegen die starke Tradition nur aus Liebe zu sich selbst und aus Verantwortung dem Amt gegenüber vollziehen.
Die Quelle sprach einmal davon, dass es Menschen gibt, die viel wissen, aber wenig Liebe haben. Und dass es andererseits viele Menschen gibt mit einer hohen Liebesfähigkeit, die aber wenig wissen. Dass beides wie in diesem Fall zusammenkommt, ist selten nach Meinung der Quelle. Ein tiefer Glaube wie in diesem Fall kann zu einer großen Liebesfähigkeit führen. Das war mir wichtig zu zeigen. Außerdem ist dies ein gutes Beispiel für den Satz der Quelle: Es gibt den Willen des Ich und das Wollen der Seele. Das Wollen der Seele setzt sich letztlich immer durch. Wie zustimmend der Einzelne damit aber umgeht, ist sehr unterschiedlich. Und ich glaube, dass es für einen Heiler wie in diesem Fall vielleicht ein bisschen leichter ist, dem Wollen der Seele mit innerer Zustimmung zu folgen. Im folgenden Text scheint mir auch diese Lebenserfahrung des Joseph Ratzinger mit eingeflossen zu sein.
Um dies oben erwähnte Übergreifende noch einmal anschaulich zu machen, möchte ich einen kleinen Text von ihm einfügen, der in seiner Qualität und inhaltlichen Aussage genauso von unserer Quelle stammen könnte. Was die „fremde Macht“ ist bleibt offen.
Schmerz und Liebe
Der Schmerz, die Krankheit kann den Menschen als Menschen paralysieren, ihn nicht nur physisch, sondern auch psychisch und geistig zersetzen. Er kann aber auch die Selbstzufriedenheit, die Abstumpfung des Geistes aufsprengen und den Menschen zur Selbstfindung führen.
Die Auseinandersetzung mit dem Leid ist die eigentliche Entscheidungsstätte des Menschlichen. Denn darin wird der Mensch konkret und unausweichlich mit der Tatsache konfrontiert, dass er über sein eigenes Leben nicht verfügen kann, dass ihm sein eigenes Leben nicht zu eigen ist.
Darauf kann er mit Trotz antworten, der sich selbst dennoch die Macht zu beschaffen versucht, und sich so einem verzweifelten Zorn als Grundhaltung ausliefern. Darauf kann er aber auch antworten, indem er versucht, der fremden Macht zu vertrauen und sich furchtlos führen zu lassen, ohne sich angsterfüllt nach sich selber umzusehen.
Auf solche Weise verschmilzt seine Haltung zum Schmerz, zur Präsenz des Todes im Leben mit der Grundhaltung, die wir Liebe nennen.
Joseph Ratzinger, Eschatologie, S. 84