
Die Abhängigkeit des psychischen vom seelischen Wachstum
Das seelische Wachstum kann der Mensch nicht beeinflussen. Es wird von den seelischen Dimensionen gesteuert. Und der Mensch kann nur lernen, es zu akzeptieren und möglichst gut damit umzugehen, denn die Seele fordert vom Menschen einen Entwicklungsprozess mit all seinen Aspekten. Die Psyche hingegen kann sich beim Menschen so entwickeln, dass eine Angstverarbeitung im Lauf des seelischen Wachstums immer leichter möglich wird.
Eine zentrale Aussage der Quelle dazu: 70% menschlicher Entscheidungen sind von den seelischen Instanzen gesteuert. Der Mensch nennt diese Instanzen auch Gott oder Zufall. 30% der Entscheidungen unterliegen dem Willen des Ich. Allerdings gibt es keinen Menschen, der die ganzen 30% ausnutzt. Dies beantwortet die uralte Frage des Menschen, ob er einen freien Willen hat oder nicht. Er hat beides. Eine sowohl-als-auch Situation, nicht eine entweder-oder Situation. Ich habe diese Information zuerst nur mit Interesse aufgenommen, aber im Laufe meines Lebens als eine teilweise schmerzhafte und unausweichliche aber zutiefst sinnhafte Wahrheit erfahren, wenn man dies unter dem Aspekt seelische Entwicklung zu begreifen anfängt. So entstand bei mir trotz Schmerzen eine immer tiefere Empfindung von Sinnhaftigkeit meiner Existenz.
Was nun aber noch dazukommt und sich fast so nebenbei bei einer Nachfrage von mir als besonders bedeutungsvoll herausstellte, ist, dass das psychische Wachstum direkt abhängig ist vom seelischen. Das heißt, je jünger eine Seele ist, umso geringer sind ihre psychischen Entwicklungsmöglichkeiten trotz eines nach Außen sichtbaren Körper eines Erwachsenen.
Um das Folgende zu verstehen, müssen wir uns erst einmal klar machen, dass wir von einem psychischen Wachstum als Hintergrundmaßstab ausgehen müssen, wie es für die reife und alte Seele erst vollständig möglich ist. Vor dem Hintergrund dieses ja heute auch von Psychologen als „normal“ geltenden Maßstabs gesehen wird eine Säuglingsseele (Energie 1), das ist die erste Entwicklungsform der Seele, psychisch nicht älter als zwei Jahre. Das heißt, die Säuglingsseele ist außerordentlich hilflos, so wie bei Energie 1 Helfen und Hilfe und damit auch Hilflosigkeit zum Thema wird.
Um ein Beispiel zu geben ging vor einiger Zeit ein Gerichtsprozess durch die Presse, wo eine Frau ganz unverständlicherweise zwar drei gesunde Kinder von verschiedenen Männern geboren hatte, anschließend aber diese lebenden Säuglinge in eine Tiefkühltruhe gepackt hat, um sie gut aufzubewahren. Als das herauskam, war natürlich das Entsetzen groß. Nun ist es so, diese Person ist nicht geistig krank. Es ist wichtig, das erstmal zu verstehen, sondern dass sie ein extrem seelisch junger Mensch ist. Das heißt zum Beispiel, dass ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten und auch ihre geistigen Möglichkeiten extrem beschränkt sind. Zum Beispiel war ihre Mutter gestorben, die offensichtlich verhütet hat, dass Schlimmeres passierte und sich sehr um sie gekümmert hat. Sie konnte nicht sagen: "Meine Mutter ist tot." Sie hatte kein geistiges Konzept vom Tod. Sie konnte nur sagen: "Mutter nicht da." Und natürlich, ein solches Verhalten ist dann für ein deutsches Gericht mit seinen normalen Maßstäben sehr schwer zu beurteilen. Wir haben extra die Quelle gefragt und sie hat bestätigt, dass es sich um eine Säuglingsseele handelte. Es ist offensichtlich, dass eine so sehr junge Seele einen festen sozialen Rahmen braucht, in dem genau klar ist, was sie wie zu tun hat. Dieser enge Rahmen wird dann von älteren Seelen als geistiges Gefängnis empfunden. Weil dieser enge Rahmen in unseren freien Gesellschaft nicht angeboten wird, sind Säuglingsseelen bei uns grundsätzlich überfordert und suchen sich meist urtümlichere Gesellschaftsformen für ihre ersten Inkarnationen. Für diese frühe Entwicklung sind Geister die Vorstellung vom Seelischen. Die Quelle sagt dazu, dass diese Seelen gerade erst aus einem rein seelischen Bereich kommen und sich daher eine Umwelt vorstellen, in der Alles „beseelt“ ist.
Bali ist eine Insel mit vielen Kindseelen (Energie 2). Deren Transzendenzvorstellung wird von vielen Göttern der hinduistischen Tradition geprägt, zu denen man über Opfergaben Kontakt aufnimmt, um sie zu veranlassen, den eigenen Bitten nachzukommen: Ein Geben und Nehmen. Etwa 20% des Bruttosozialprodukts wird in Bali für Opfer an die Götter aufgewendet. Auf jedem Markt kann man in großen Mengen diese kleinen aus Blättern gefalteten Behälter für Opfer sehen, die mit Blumen oder Obst gefüllt werden. Ein Fahrer, mit dem wir uns ein wenig angefreundet hatten und ihn fragten, ob er verheiratet sei. Bin ich verrückt sagte er sinngemäß. Wir waren erstaunt. Ja, wenn ich heirate muss ich sofort in meinem Dorf verschiedene Pflichten eines verheirateten Mannes übernehmen und kann mein Geschäft nicht weiterführen. Er war offensichtlich eine Junge Seele unter lauter Kindseelen in seinem Dorf. Diese nächste Entwicklungsstufe der Seele, die Kindseele, bedeutet, dass dieser Mensch psychisch nicht älter als 16 Jahre werden kann. Und wieder am Maßstab der reifen und alten Seele gemessen, die 16 Jahre alt ist. Es ist ja bezeichnend, dass die Kindseele polytheistische Transzendenzvorstellungen hat. Das heißt, sie stellt sich die Transzendenz als viele Götter vor und diese Götter sind sehr menschlich. Sie streiten sich, sie kämpfen. Ja, zum Teil, bringen sie sich sogar um. Aber man muss mit ihnen vorsichtig umgehen, denn man weiß nicht, wie sie reagieren. Und wenn man sie verärgert, dann hat das zum Teil schreckliche Konsequenzen. Die griechische und lateinische Mythologie ist voll von diesen Geschichten. Es ist ja so, dass ein Kind, das sich mit Erwachsenen misst, in der Regel nicht gewinnen kann, eben weil es nur ein Kind ist.
Aber ich gebe am besten mal ein Beispiel. Da ist also eine Mutter mit der kleinen Tochter. Sie gehen auf der Straße auf einem Gehsteig und zwischen zwei parkenden Autos sieht das kleine Mädchen einen ganz süßen Hund auf der anderen Straßenseite. Und sie möchte ja jetzt hinlaufen, das ist doch ein ganz, ganz süßer Hund. Und im letzten Moment hält die Mutter sie auf, denn sie sieht, dass für das Kind nicht sichtbar hinter den Reihen parkender Autos ein Auto herankommt und eine Gefahr für das Kind darstellt.
Das Kind erlebt den ganzen Vorgang aber sehr anders, nämlich dass es etwas Schönes und Wichtiges machen will und mit Gewalt daran gehindert wird, ohne zu verstehen, warum. Also ärgert sich das Kind. Aber wenn es nicht brav ist, dann wird die Mutter wahrscheinlich ziemlich unfreundlich werden. Ich schildere das, weil dieser Ablauf im Grunde analog ist zu diesen antiken Geschichten. Das heißt, der Kindseelenmensch, weiß nicht genau, wo die Grenze ist und muss aufpassen, dass er sie nicht überschreitet, weil er da aus einem ihm nicht verständlichen Grund bestraft wird. Wenn man mal in Länder reist, die sehr viele Kindseelen haben, dann wird man auch sehen, dass diese Menschen etwas lustig Kindliches auch im durchaus positiven Sinne haben. Die Quelle sagt, in einem Moment sind sie liebevoll und sie wissen es nicht. Und im nächsten Moment sind sie grausam und sie wissen es auch nicht. Wenn man Mut und Interesse hat, sich dieser gefühllos-grausamen Verhaltensweise verständnisvoll zu nähern, gibt es einen unglaublichen preisgekrönten Dokumentarfilm, (Joshua Oppenheimer, The Act of Killing) in dem Kindseelen im Detail und völlig gefühlsfrei davon berichten, wie sie als Teilnehmer in einem Pogrom der 60er Jahre in Indonesien mitgewirkt haben, in dem Hunderttausende „Marxisten“ auf Befehl der Regierung gezielt umgebracht wurden. Sie zeigen im Detail und mit einem gewissen Stolz, wie sie Menschen in größerer Zahl effizient (möglichst wenig Blut sonst muss man saubermachen) umgebracht haben.
Noch ein anderes Beispiel. In Bangkok, da gibt es die sogenannten Tuk-Tuks (Zweitakter!). Das heißt, sie sind eine Art Moped und hinten ist eine Holzkiste und das ist die billigste Beförderungsmöglichkeit. Man kann sich also in die Kiste setzen und wird dann befördert. Und da stand eine Reihe dieser Tuk-Tuk-Fahrer und unterhielten sich. Und einer schlief in seiner eigenen Kiste und reckte das Bein raus. Und ich als Künstler habe auch so meine kindlichen Seiten, habe ihn am Fuß gekitzelt, sodass er hochschreckte. Die Konsequenz war, dass alle anderen Tuk-Tuk-Fahrer sich totlachen wollten, wie Kinder. Ich glaube, mit einem deutschen Taxifahrer könnte man das nicht ohne weiteres machen. Also ich möchte das bitte nicht in irgendeiner Weise als Abwertung verstanden wissen. Das ist es nicht. Es ist sinnlos, die Gesetzmäßigkeit von Entwicklung moralisch bewerten zu wollen.
Dazu ist Folgendes sehr wichtig und ich möchte das hier einmal sagen und ich glaube, ich werde es auch in zukünftigen Vorträgen immer noch einmal sagen, weil es ein zentrales geistiges Problem ist, das häufig nicht beachtet wird. Man muss nämlich unterscheiden zwischen einer Gesetzmäßigkeit und einer Regel. Ich gebe ein Beispiel für eine Regel. Du sollst nicht töten, ist eine solche moralisch gut begründbare Regel. Es ist nur klar, dass trotzdem getötet wird, und zwar überall. Und es ist nicht absolut zu verhindern, selbst wenn Töten schwer strafbewehrt ist. Und es gibt Situationen, wenn man sich in der Not verteidigt und jemand umbringt, dann wird man nicht bestraft. Und dann gibt es noch eine ganz andere Situation. Im Krieg nämlich, da muss man andere töten, weil man unter Umständen sonst selber getötet wird. Also eine Regel ist sozusagen variabel, sie liegt nicht ganz fest. Und das mit dem Töten ist natürlich eine Extremregel. Aber wenn man die Regel nimmt, du darfst nicht abtreiben, dann gibt es sozusagen in verschiedenen Gebieten der Erde sehr verschiedene Ansichten dazu. Und diese verschiedenen Ansichten hängen wieder vom kollektiven Seelenalter der Bevölkerung ab.
Der Gegensatz dazu ist eine Gesetzmäßigkeit. Wenn ich also sage, du sollst atmen, dann merkt jeder, dass das ein unsinniger Satz ist, denn ich muss atmen. Ich habe gar keine Wahl. Ich kann natürlich auch sagen: "Ja, ich fände es besser, wenn die Sonne im Süden aufgehen würde." Nur, es hilft ja nichts, eine solche Meinung zu haben. Und deswegen ist es wichtig, diese beiden Dinge zu unterscheiden. Wenn ich also davon rede, dass in einem bestimmten Entwicklungszustand bestimmte Verhaltensweisen typisch sind und auch nicht vermieden werden können, rede ich nicht von einer Regel. Ich rede nicht davon, dass ich das vorschreibe oder dass das moralisch zu bewerten ist, damit es sich ändert etwa. Sondern ich rede von einer Gesetzmäßigkeit. Und deswegen sage ich, eine Gesetzmäßigkeit moralisch zu beurteilen, ist Unsinn und diese Bedingungen können nicht mal eben durch „Aufklärung“ geändert werden wie viele bei uns zu glauben scheinen. Denn kollektive Veränderungen in diesem Bereich nehmen Jahrhunderte in Anspruch. So war das ja schließlich auch in Deutschland. Zwischen dem Vorgehen fanatischer Moslems und den Zuständen im christlichen Mittelalter gibt es durchaus erschreckende Parallelen, von denen bei uns interessanterweise praktisch nie die Rede ist.
Das gilt besonders auch für die nächste Entwicklungsstufe die Junge Seele (Energie 3). Unser Planet wird überwiegend von Jungen Seelen bewohnt. Die Junge Seele wird psychisch nicht älter als 35 Jahre. Erst um und nach 35 fangen Reife und Alte Seelen nach meiner Erfahrung an, innerlich nach neuen Wegen zu suchen. Diese Tatsache erfuhr auch eine Zeitlang in der Öffentlichkeit als midlife crisis starke Beachtung. Der Jungen Seele kann das nicht passieren. Nehmen wir einmal den Präsidenten Trump, ein Mensch der seelisch gesprochen ein König Jung 2 ist. Häufig wird ihm in der Presse „Narzissmus“ vorgeworfen. Das ist aus unserer Sicht richtig und falsch zugleich. Narzissmus wurde ursprünglich ein von Freud als Fachbegriff an einer antiken Geschichte des schönen Jünglings bei Ovid entwickelt, der immer in den Teich schauen muss, weil er so unglaublich schön ist und nur sich selbst sieht. Die Fachleute denken dabei an mangelnde Empathie, übertriebene Selbsteinschätzung und Überlegenheitsgefühle. Dabei ist zu bedenken, dass auch die vielen verschiedenen tiefenpsychologischen Schulen sich nicht einig sind, was genau mit diesem Begriff gemeint sein soll. (Davon zu trennen ist offensichtlich die krankhafte Persönlichkeitsstörung nach ICD-10) Umgangssprachlich ist der Begriff gerade auf Trump bezogen zu einer moralischen Verurteilung geworden. Er bedeutet im Grunde, dass ein Mensch moralisch mangelhaft und unterentwickelt ist. Das ist aber aus unserer Sicht irreführend, denn die Junge Seele ist von Natur aus so. Es ist nur ein Mangel, wenn man wie viele reifseelen Psychologen es tun, von der Reifen Seele als Maßstab ausgeht. (Freud war nach Vardas Ermittlung ein Priester Reif 7) Der Mensch hat grundsätzlich das Problem, von sich selbst als „normal“ auszugehen. Uns das ist hier der Fall. Deswegen ist die sachlich gemeinte Aussage nicht falsch, sie versteht aber nicht, dass diese Einstellung für ein bestimmtes Seelenalter normal ist und daher nicht verstanden wird, dass ein gesetzmäßiger Entwicklungszustand der Reifen Seele zu einer moralischen Verurteilung wird, wenn sie auf Jüngere Seelen als Maßstab angewendet wird. Es wäre noch manches dazu zu sagen, was aber hier zu viel wäre. Zum besseren Verständnis kann man zu Trump einmal das Kapitel Junge Seele 2. Stufe in unserem Buch Junge Seelen-Alte Seelen nachlesen.
Die psychische Entwicklung der Reifen und Alten Seelen ist hingegen nach oben offen und nur durch die Umstände oder das seelische Wollen begrenzt. Ich bitte dazu meinen Vortrag Binder, Ich-Entwicklung, zu lesen, dessen wissenschaftliche Ergebnisse über die statistische Verteilung eines jeweils erreichten Reifegrades gut in Einklang mit der Aussage der Quelle über die statistische Verteilung der Seelenalter kommt. Dabei ist es wichtig, dass die psychische Entwicklung gleichzusetzen ist mit einer Entwicklung der Liebesfähigkeit und einem Abbau der Angstintensität.
Die Quelle unterscheidet zwischen einer notwendigen Angst, das heißt einem entwicklungsnotwendigen Angstanteil, der nicht abgebaut werden kann, und einem Anteil, der reduzierbar ist, wenn günstige Umstände es möglich machen. Zu bedenken ist allerdings, dass auch eine Alte Seele Leben braucht, in denen die Angst relativ hoch ist. Hier ist das Gesetz der Pulsation zu beachten, das grundsätzlich unseren Lernprozess gestaltet.