Spirituelle Bedürfnisse der einzelnen Zentrierungen

Von Frank Schmolke, April 2024

Ein kleiner aber wichtiger Text, den ich gefunden habe unter privaten Beratungen aus dem Jahr 1996:

Frank: Welche speziellen religiösen Bedürfnisse hat ein motorisch zentrierter Mensch?

Motorisch zentrierte Menschen lieben es, sich während religiöser Handlungen, Ritualen und Kulten zu bewegen. Sie tanzen gern, sie klatschen gern, sie umrunden heilige Stätten. Sie knien nieder und stehen auf. Das ist es was ihnen wohl tut, ihren Körper zu spüren als Teil der Verehrung.

Frank: Was braucht ein sexuell zentrierter Mensch bei seinen speziellen religiösen Vorstellungen?

Ein sexuell zentrierter Mensch braucht in jungem Seelenalter die deutliche Abgrenzung vom anderen Geschlecht, Enthaltsamkeit, Keuschheit und andere Formen der Abtrennung, denn nur dadurch kann er seine eigene Geschlechtlichkeit und die Möglichkeiten, diese in spirituelle, ekstatische oder religiöse Gefühle umzuwandeln erkennen.

In höherem Seelenalter, als reife und alte Seele, braucht ein sexuell zentrierter Mensch die Möglichkeit der körperlichen Nähe mit dem eigenen Geschlecht und mit anderen. Umarmungen, Blickkontakt, die Vermischung von erotischen Gefühlen und der Liebe zum Göttlichen. Dadurch, dass ein sexuell zentrierter Mensch seinen Mitmenschen körperlich liebt, öffnet er sich der Liebe zum Ganzen.

Frank: Was braucht ein intellektuell zentrierter Mensch im religiösen Bereich?

Vor allem die Freiheit des Zweifels und die Möglichkeit zu diskutieren, zu disputieren, nachdenken zu dürfen, seine eigenen Erkenntnisse über die Zusammenhänge mitteilen zu dürfen. Das Gespräch, die Aussprache, den geistigen Austausch und die Möglichkeit, mit wachsendem Seelenalter immer mehr zu abstrahieren. Ein intellektuell zentrierter Mensch muss sich selbst und anderen die Freiheit einräumen, über Gott nachzudenken.

Frank: Und ein emotional zentrierter Mensch?

Ein emotional zentrierter Mensch braucht vor allem Atmosphäre. Und er findet sie sowohl an offiziell geheiligten Orten als auch am Hausaltar, unter einem Baum, in der Natur, bei der Geburt eines Kindes, beim Tod eines Tieres, all das, was seine Gefühle anrührt, sein Herz öffnet, seine Tränen zum Fließen bringt, selbst die Betrachtung der Schmerzen eines Heiligen wird einem emotional Zentrierten guttun, wenn er sich mit dem Leid und auch der Freude, die durch die Entgrenzung entstehen kann, in Verbindung bringt. Sodann braucht ein emotional zentrierter Mensch Mitmenschlichkeit: Er muss sie spüren, er muss sie glauben können, er muss auf sie vertrauen können. Tausend Worte sind für einen emotional Zentrierten, selbst wenn sie der Wahrheit entsprechen, nicht so viel wert wie ein mitfühlender Blick, eine tröstende Berührung, ein warmes Lächeln.

All das, was diese vielen verschiedenen Menschen brauchen, können sie auch geben, denn nur was eine Seele im Körper erfahren hat als wirksam, kann sie auch als Erfahrung weiterschenken.